„Hey Leute, sagt mal, warum schaut
Ihr überhaupt Bundesliga ? Das hier ist doch viel besser!“
Diese Frage rief ein enthusiastischer
85-Fan ins Rund, nachdem kurz vor Spielende Elstern-Kapitän Norman
Leßmann quer in der Luft lag und den Ball artistisch gen Tor der
Altengammer schoss.
Die Stimmung war prächtig heute an den
Sander Tannen. Ideales Fußballwetter und die Konstellation Dritter
gegen Erster zog auch viele lange nicht mehr gesehene ASV-Anhänger
endlich mal wieder ins Stadion.
Sie haben ihr Kommen nicht bereut.
Der ASV Bergedorf 85 begann wie die
Feuerwehr. Die Spieler des Spitzenreiters Altengamme II schienen sich
gedanklich noch bei den Feierlichkeiten zum diesjährigen
Erntedankfest zu befinden – nicht auf einem Fußballplatz.
Jedenfalls brannte es im Minutentakt
lichterloh im Strafraum der Gäste.
Norman Leßmann wirbelte die Abwehr
durcheinander. Nach 300 Sekunden konnte ein Altengammer den Ball vor
dem einschußbereiten Spielführer nur noch mit der Hand wegboxen.
Der Schiedsrichter Renee Michael Ritter
sah zunächst dieses absichtliche Handspiel nicht, konnte sich aber
auf seinen sehr aufmerksamen Assistenten Takiyou.Dini Adam verlassen,
der diese Regelwidrigkeit sofort meldete.
Den fälligen Strafstoß verwandelte
Leßmann sicher zum 1:0.
Danach Bergedorf weiter am Drücker mit
Chancen. Doch nach 12 Minuten die erste Ecke für die Mannen vom
Elbdeich. Der Ball segelte unbehelligt durch den Fünfmeterraum und
wurde irgendwie ins Tor der Elstern gewurschtelt.
85 aber überhaupt nicht geschockt. Mit
unheimlich großer Spielfreude wurde kombiniert. Doch „erst“ in
der 22 Minute gelang das Runde wieder ins Eckige. Felix Bender wurde
unnötig im Strafraum zu Fall gebracht. Klarer Elfer und Norman
Leßmann schob diesmal in die andere Ecke zum 2:1 ein.
Kurz darauf wird Leßmann wieder
ungestüm und deutlich im 16-Meter-Raum gefault, aber drei Elfmeter
hintereinander gibt selbst der beste Schiedsrichter der Welt nicht.
Tore fielen dann auch aus dem Spiel
heraus:
Nach einer dieser immer wieder
gefährlich getretenen Ecken von Jakob Föhres parierte Altengammes
Keeper Sören Kloß einen Kopfball grandios, den Abpraller schob
Stephan Funk mit der Brust über die Linie.
In der Folge weiter beste Chancen für
85 und so war das 4:1 durch Julius Rauscher kurz vor der Pause aus
halb linker Position hochverdient.
Mit Applaus wurde der ASV Bergedorf 85
in die Kabine verabschiedet.
Mit Humor empfing Stadionsprecher
Florian Hansen die Teams, als diese nach dem Pausentee wieder aufs
Spielfeld liefen: „Liebe Zuschauer, eine gute Nachricht: Diesmal
findet an den Sander Tannen eine 2. Halbzeit statt!“
Dieses Mal musste man auch wirklich
überhaupt nicht einam ansatzweise in Richtung eines Spielabbruchs
denken. Eine wohltuend faire und ausgesprochen freundschaftliche
Atmosphäre unter den Spielern.
Was nicht bedeuten soll, dass es nicht
hart zur Sache ging. Nach dem Wechsel merkte man, dass der
Tabellenführer die Leistung der ersten 45 Minuten so nicht stehen
lassen wollte.
Nun wurde Gegenwehr geboten.
Doch der ASV eigentlich zu flink und
technisch überlegen.
Jeder Angriff hatte „Hand und Fuß“.
Ganz stark „Center“ Stephan Funk, der immer – besonders auch
flach - anspielbereit den Ball sicher machte und dann sehr
intelligent weiter spielte.
Nachdem Funk nach gut einer Stunde
etwas angeschlagen ausgewechselt wurde, schien für ein Momentum die
Begegnung kippen zu können.
Erst recht, als mit einem Traumfreistoß
Nils Pietsch auf 2:4 für Altengamme verkürzte.
Plözlich schien man Lunte zu riechen.
Doch diese Lunte war nach gut fünf
Minuten abgebrannt. Der für Funk eingewechselte Nachwuchsspieler Cem
Köroglu drosch entschlossen den Ball zum 5:2 in die Maschen.
Wie wichtig dieses Tor war, zeigte die
Reaktion von 85 Schlussmann Marc Stückler, der über den ganzen
Platz lief, um den jungen Torschützen zu beglückwünschen.
Am Ende ein hochverdientes 5:2 für die
Elstern.
Es hat Spaß gemacht heute diesem Fußball zu sehen.
Vielleicht sollte man ab jetzt auch mal
ab und zu ein Auge auf die Hamburger Teams in der Regionalliga werfen
und schauen, wie der Weg von Cordi in der Oberliga weiter verläuft.
Von diesen Teams hängt es ab, wieviel
Auf- und Absteiger in den unteren Klassen es geben wird.
Spätestens ab heute sind unsere
Elstern ein ernstzunehmender Anwärter auf die ersten beiden Plätze
der Kreisliga 3.
Foto: Werner Heitmann
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