Nun ein Freistoß aus halbrechter
Position. Der Ball wird abgewehrt, springt jedoch der eingewechselten
Kathrin Miotke vor die Füße, die schnell reagiert und den Ball ins
Netz befördert. Tor für die Elstern. Nun wird das Spiel ein
richtiger Pokalfight.
Doch die Geschichte dieses Spiels
beginnt viel früher:
Sowohl Regionalligist Bergedorf 85, als
auch die in der zweiten Bundesliga spielenden Frauen des SV Meppen,
bereiten sich intensiv auf die kommende Saison und auch auf dieses
Pokalspiel vor. In der letzten Woche verzeichnen beide Teams
beachtliche Testspielergebnisse: Die Elstern-Mädels schlagen den
Zweitligisten FFC Oldesloe mit sage und schreibe 5:2. Meppen toppt
dies noch: Gegen den französischen Vizemeister und letztjährigen
Halbfinalisten der Champions-League Paris St. Germain, errang das
Team von Trainerin Maria Reisinger ein sensationelles 0:0.
Auch die Tatsache, dass zwei
Spielerinnen des „SV Meppen – SV Victoria Gersten“ (so der
offizielle Name) zum Kader der deutschen U17 Nationalelf gehören,
verdeutlicht, was für ein Kaliber da heute im Langnese Happiness
Stadion Sander Tannen erwartet wurde.
Doch der Pokal schreibt bekanntlich -
gerade in Bergedorf (man denkt mit Gänsehaut an 1982 zurück, als im
Herren DFB-Pokal die großen Bayern gegen 85 bis zur 89 Minute
zurücklagen)- seine eigenen Gesetze.
Das Spiel beginnt.
85 startet durchaus couragiert. Die
Sturmspitzen Maria Albrecht und Janette Prahs gehen früh auf die
ballführenden Meppener Abwehrspielerinnen drauf. In der 5. Minute
wird geschickt auf Maria Albrecht durchgesteckt, doch in letzter
Sekunde verhindert ein langes Meppener Bein, dass Maria auf und davon
ist.
Doch dann bekommen die Gäste die
Partie immer besser in den Griff. Zunächst zeigt die Nr. 7 der
Blau-weißen, Nangila van Eyck, wie schnell Frau in der 2. Bundesliga
sein kann. Erste Chance für den SVM. Keine vier Minuten später ist
es dann soweit und es klingelt im Bergedorfer Tor. Was für ein
Schuss aus 17 Metern! Bettina Fresee kann ungestört den Ball
annehmen, schaut und haut drauf. Wie am Strich schlägt der Ball
unhaltbar für die Bergedorfer Torfrau Katrin Schwing ins Netz ein.
Meppen wirkt reifer in der Spielanlage
und auch ein Tick schneller. Bergedorf mit zu viel Respekt.
Ganz stark die Nr. 16 der Gäste: Sarah
Schulte zeigte auf der rechten Außenbahn eine tolle Ballbehandlung
und setzte sich immer wieder durch- kein Wunder, ist die 16 jährige
doch eine der U17 Nationalspielerinnen!
Nach gut 25 Minuten setzt 85-Trainer
Mato Mitrovic ein Zeichen. Er lässt die kompletten
Ersatzspielerinnen warmlaufen.
Dieses nimmt Bergedorfs wohl größtes
Talent Anna Hepfer als erstes wahr. Die aus der Jugend des SC Vier-
und Marschlande stammende Anna, spielte zuletzt beim großen HSV in
der 1. Bundesliga und zeigt den gut 100 zahlenden Bergedorfer Fans
Handlungsschnelligkeit und sicheres Abspiel.
Doch so richtig kommen die Elstern
nicht ins Spiel. Meppen mit den besseren Möglichkeiten. Man hofft,
dass bis zur Pause kein weiteres Tor fällt. In der 38. Minute mal
wieder ein Torschuss von 85. Doch ein Freistoß von Kapitänin
Carolin Schimmel geht weit über das Tor. Kurze Augenblicke später
setzt sich Meppens Hilde Winters links durch und flankt. Der Ball
wird länger und länger und senkt sich, zum Entsetzen ganz
Bergedorfs, über die 85 Torhüterin ins lange Eck. Das sind die
undankbarsten Bälle für einen Torwart und kommen immer wieder vor.
Halbzeit.
Den Fans steht ein reichhaltiges Buffet
von selbst gebackenem Kuchen zur Verfügung. Sehr lecker und vielen
Dank an die Bäckerinnen. Überhaupt, stimmte der Rahmen:
Stadionansage, Kiosk und herrlicher Rasen.
Doch dies schien sicherlich den 85
Trainern in diesem Moment nicht zu interessieren. Meppens Akteurinnen
waren längst wieder auf dem Platz, doch von 85 keine Spur. Die
Linienrichterin wurde schon zum Nachschauen geschickt. Dauerte die
„Gardinenpredigt“ von Mato (Mitrovic) und Marco (Strauer) so
lange?
Jedenfalls kam 85 wie verwandelt aus
der Kabine!
Beherrschte Meppen durch gutes
Aufrücken (4er-Kette stand schon kurz hinter Mittellinie) den Raum,
pressten jetzt die Elstern.
Den Reigen der guten Torchancen
eröffnete Cindy Pohlmann – leider knapp rechts vorbei. Cindy
schoss übrigens schon 2007 Bergedorf zum Hamburger Pokalssieg mit
einem ähnlichen Tor, wie das heutige 0:2.
Jetzt war richtig Zunder im Spiel.
Vehement reklamieren Spieler und Trainer in der 50. Minute. Sie sahen
ein deutliches Handspiel im Strafraum einer Meppenerin. Doch
Schiedsrichterin Kim-Jana Trenkner aus Winsen zeigte nicht auf dem
Elfmeterpunkt.
Es schien so, als wenn die
Unparteiische im Zweifel eher gegen 85 entschied. Doch 85 jetzt noch
couragierter. Es wird um jeden Meter gekämpft. Aber auch das
Spielerische kommt nicht zu kurz. Ein herrliches Direktspiel von
Kathrin Miotke leitet eine weitere Großchance von Maria Albrecht
(die kann ohne Wenn und Aber auch eine Klasse höher spielen) ein.
Jetzt ein Tor und das Spiel ist wieder total offen.
So kommen wir in die bereits anfangs
geschilderte 75. Minute.
Jetzt steht es nur noch 1:2. Die Fans
gehen mit und feuern an. Meppen versucht wieder das Spiel in den
Griff zu bekommen. Es geht rauf und runter. Torchancen drüben wie
hüben. Sollte 85 noch den Ausgleich und in die Verlängerung
schaffen? Jedenfalls zeigen die Elstern Mädels eine sehr gute
körperliche Verfassung. Die Konditionsarbeit in der harten
Vorbereitung scheint schon jetzt Früchte zu tragen.
Doch drei Minuten vor dem Ende
beantwortet wieder die schnelle Nr. 7 aus Meppen die Frage. Ein Solo
von der Mittellinie an, gekrönt mit einem unhaltbaren Flachschuss,
der vom Innenpfosten ins Tor springt. Das war´s. Beinahe mit dem
Schlusspfiff noch das 1:4 doch Kathrin Schwing fischt den Ball der
Stürmerin vom Fuß. Das wäre auch in der Höhe unverdient.
Das war ein klasse Pokalspiel und
Werbung für den Frauenfußball. Dem SV Meppen wünschen wir viel Erfolg im weiteren Pokalwettbewerb und in der 2. Bundesliga!!!
Bergedorf 85 wird mit Sicherheit in der
bevorstehenden Regionalligasaison nicht oft auf eine so starke
Mannschaft wie den SV Meppen treffen und ein gehöriges Wort in
Sachen Aufstieg mitreden.
Bergedorfs Torfrau Jasmin Hadrous sieht
mit dem TSV Immenbeck und dem Aufsteiger VFL Wolfsburg II die
härtesten Konkurrenten im Aufstiegskampf.
Nachdem der HSV sein Team aus der 1.
Bundesliga zurückzog, ist nun Bergedorf 85 die neue Nummer eins im
Hamburger Frauenfußball. Das heutige Spiel zeigt, dass 85 dies Rolle
annehmen wird. Es lohnt sich an die Sander Tannen zu kommen. Den
Fußballfan erwartet guter Frauenfußball!!!
Das erste Heimspiel bestreiten die
Elstern-Mädels nächsten Sonntag, den 2.9.12 um 14 Uhr an den Sander
Tannen!
85: Schwing- Schimmel (75. Desiree
Steinike), Finn Bodil Müller, Denise Steinike, Rohde –Wolf (85. Stutzke) , Odzakovic, Hepfer – Pohlmann, Albrecht, Prahs (50. Miotke)
auf der Bank: Hadrous, Poleska