Die Vorfreude auf den kommenden Sonntag
steigt geradezu stündlich. Nicht nur, dass der HSV mit seinem
kompletten Kader an die Sander Tannen kommt, sollte die Fans magisch
an die Sander Tannen ziehen, auch das großartige Rahmenprogramm ist
alle Ehre wert.
Neben dem Spitzenspiel der
Frauen-Regionalliga zwischen Holstein Kiel und unseren Elstern-Mädels
sowie den Auftritt der zwei tollen Hamburger Bands und den
Cheerleadern , ist jeder Elstern-Fan sehr gespannt auf unsere
Elstern, die gegen den großen FC Bayern München 1982 im Pokal 89
Minuten 1:0 geführt haben.
Um ca. 13:15 Uhr treffen die tragischen
Helden auf ein vom Bergedorfer Urgestein Daniel Glogowski
zusammengestelltes Allstar-Team.
Um diese Akteure zu würdigen, gehen
unsere Erinnerungen gut 30 Jahre zurück:
1982. Im Februar stellt der (noch)
amtierende Bundeskanzler Helmut Schmidt die Vertrauensfrage. Die SPD/
FDP Koalition bestätigt Schmidt im Amt. Gut acht Monate später
löst dann doch Helmut Kohl ihn als Kanzler ab.
Bergedorf 85 wird in der Saison 81/82
Dritter hinter dem souveränen Hamburger Meister Hummelsbüttel und
ganz knapp geschlagen vom SC Urania. Doch das Verpassen der
Aufstiegsrunde kann verschmerzt werden. Denn im Mai 1982 wurde nach
langer Unterbrechung zum ersten Mal wieder ein Hamburger Pokalfinale
ausgetragen. Der ASV Bergedorf 85 war dabei! Durch ein spätes Tor
von Volker Spill konnte mit 1:0 die erste Mannschaft des FC St. Pauli
bezwungen werden. Durch diesen Erfolg zog man in die 1.
DFB-Hauptrunde ein.
Die Auslosung dieser 1. Runde fand
nicht, wie heute üblich, im Fernsehen statt und es gab auch noch
keine Live-Ticker bzw. überhaupt PC´s. Trotzdem war die Spannung
hoch, auf wen denn 85 treffen würde. Nur durch Informationsdienste
über Telefon (1164) konnte man seinerzeit am Ball bleiben. So wählte
man am Tag der Auslosung mit zittrigen Händen diese Nummer und hörte
die automatische Durchsage. Was man da vernahm, mochte man nicht
glauben. Bayern München wurde den Elstern zugelost.
Ende August sollte dann das Spiel
stattfinden. Man fuhr mit der Erwartung ins, mit 13.000 Zuschauern
bis zum wirklich letzten Platz gefüllten Stadion, bloß nicht
zweistellig zu verlieren und einfach das Spektakel zu genießen.
Gute drei Stunden später reichte der
Rückweg nicht, um das Erlebte auch nur annährend zu verarbeiten.
Was passierte dazwischen?
Von Beginn an war es eine reine
Abwehrschalcht. Aber irgendwie gelang es Rummenigge, Hoeneß,
Breitner und Co nicht, ein Tor gegen 85 zu schießen. Halbzeit. Die
Fans wurden immer lauter. 68. Spielminute: Volker Spill bekommt in
der eigenen Hälfte den Ball. Drehung und ein Zuckerpass in die
Spitze. Holger Brügmann rennt alleine auf Jean-Marie Pfaff zu und
schießt eiskalt zum 1:0 ein. Sander Tannen ein Tollhaus. Die Zeit
verrinnt. Die ASV, ASV -Rufe der Fans steigerten sich zu einem
Orkan. Dass 85 vor einer der größten Sensationen der
Pokalgeschichte stand, war einem irgendwie aber auch nicht bewusst.
Gleich pfeifft Schiedsrichter Mierswa ab. Ein letzter Angriff. 13
Sekunden sollen noch zu spielen sein. Der Rest ist bekannt: Kalle del
Haye flankt, Dieter Hoeneß köpft. Stille. Die 85 Kicker sinken zu
Boden. Bis auf wenige Hamburger Bayern-Fans sind alle fassungslos.
Trotzdem bereiteten sich folgende
Spieler auf die anstehende Verlängerung vor:
Harro Dierks: Eigentlich nur durch die
Verletzung von Stammkeeper Michael Sprang zur Nummer eins geworden.
Er hielt phantastisch!
Klaus Vogel: Libero und zusammen mit
Lutz Bendler Spielertrainer. Elegant und mit viel Übersicht .
Bergedorfer Sympathieträger.
Christian Hofmeister: Verkörperte
schon damals den modernen Abwehrspieler. Schnell und sehr fair. Wurde
später von höherklassigen Vereinen umworben.
Daniel Glogowski: Kapitän. Das
Gegenteil von Hofmeister. Eisenhart und fast im jeden Spiel mit einer
gelben Karte. Unbändiger Einsatz für den Verein. Später fast 20
Jahr Trainer der Zwoten. Eine wirkliche Bergedorfer Legende!
Günther Bargsten: Spielte
Außenverteidiger. Grundsolide und machte seine Seite zu.
Andreas Roloff: Der Mittelfeldrenner.
Verkörperte den späteren „Sechser“ Hätte kurz vor Schluss den
Ball in die Wolken jagen sollen... Später Amateurtrainer im
Harburger Raum und auch Co-Trainer von Rüdiger Schwarz.
Lutz Bendler: da Trainer Mewes kurz vor
Saisonbeginn das Handtuch warf, nun Spielertrainer. Seine Ansprache
vor dem Bayernspiel zu den Jungs war einmalig (Fernsehen war dabei)
Norbert Jürgens: Einige Fans nannten
ihn aufgrund seiner Laufweise „Strandläufer“, doch elegant und
mit Auge.
Fred Keller: fleißige Arbeitsbiene mit
Torgefahr. Laufwunder. Später auch höherlkassig.
Volker Spill: Kopfballstarker Stürmer
mit Torgarantie. Sein Pass zum 1:0 war weltklasse. Vater von
Christian Spill.
Holger Brügmann: Hieß lange Dryzga
mit Nachnamen. Der kleine Elfer hat sich durch das Tor unsterblich
gemacht.
Frank Erb: Pendant zu Bargsten. Sohn
von Altonaer und Bergedorfer Fußballlegende Werner Erb . Spielte
lange in Bergedorf.
Holger Kalla: Brecher im Sturm !
In der Verlängerung war natürlich
nichts mehr zu gewinnen. Dieter Hoeneß machte durch drei Tore ganz
schnell alles klar.
Die tapferen Elstern verließen zwar
geschlagen den Rasen, doch ihnen wurde hoher Respekt zuteil:
Später im Jahr wurde die gesamte
Mannschaft vom Bayern-Manager Ulli Hoeneß zu einem Essen zusammen
mit den Müncher Spielern eingeladen.
Nach nun knapp dreißig Jahren kehren
die „Helden von 1982“ an die Sander Tannen zurück. Wir freuen
uns!
(Zur Diashow des Bayernspiels gelangen Sie durch klicken auf das Foto oben) (Dank nochmal an Andreas Ebel für das bzw. die Fotos)
Zum Sportschau-Mitschnitt bitte hier klicken!