Montag, 29. Oktober 2018

Interview mit Patrick Paap, dem Trainer der 1. Herren des ASV Bergedorf 85 : „Von vornherein zu sagen, man möchte um die goldene Ananas spielen ist nicht mein Anspruch“



Nach dem Neubeginn der Fußballer des ASV Bergedorf 85 im Jahre 2014  hat Jörg Franke die Elstern als Trainer  von der Kreisklasse bis  in die   Bezirksliga geführt.  Zu dieser Spielzeit hat Patrick Paap das Traineramt von Jörg Franke übernommen, der nun Sportlicher Leiter beim ASV ist.
Wir möchten den neuen Trainer ein wenig vorstellen und haben ihm ein paar Fragen gestellt. Dieses Interview stellen wir jetzt nach Ende der Hinrunde für „85“  online.  Wie schnelllebig das Fußballgeschäft ist, zeigt die Frage damals zum jetzt ehemaligen HSV-Trainer Titz..



85live: Hallo Patrick, wenn wir richtig gerechnet haben, bist Du jetzt (09.10.18) genau seit 101 Tagen Cheftrainer der 1. Herren des ASV Bergedorf 85. Deine „Schonfrist“ ist also abgelaufen...Vor zwei Tagen der Sieg gegen Spitzenreiter Oststeinbek. Bist Du mit dem Spiel rundherum zufrieden? Wie ist Deine Spiel-Analyse?
Patrick Paap: 101 Tage , das ist doch eine schöne Zahl die ich schon überlebt habe ..(zwinker)
Das Spiel am Sonntag war für mich schon sehr besonders. Wenn man sich die letzten 2 Partien gegen den OSV anschaut und die aktuelle Saison hat man sich zu dem Spiel schon so seine Gedanken gemacht.
Ich glaube alle und da bin ich ganz ehrlich mich eingeschlossen habe hier nicht wirklich mit 3 Punkten gerechnet.
Dennoch hatte ich nach dem Abschlusstraining am Donnerstag ein gutes Gefühl! Die Jungs waren richtig giftig und haben vor keinem Zweikampf zurückgeschreckt.
So sind wir auch am Sonntag in das Spiel gegangen. Nur wenn der Kopf das wirklich will sich über 90 Minuten voll und ganz reinzuwerfen, kann man etwas erreichen. Und ich hatte schon nach guten 10 Minuten ein Gefühl, dass da was möglich ist. Die Jungs haben sich wirklich reingeworfen und waren sich für nichts zu schade. Das 2:1 durch Roy war für mich bezeichnend für das ganze Spiel. Wenn ich in der 85 min noch nach vorne renne und mich so in diesen Ball werfe, habe ich alles richtig gemacht.
Nicht zu vergessen die Leistung aller anderen und die von Björn (Anm. d. Redaktion:Torhüter Björn Garvs) . Ohne ihn hätte es mit Sicherheit ein anderes Ergebnis gegeben.
Abschließend bin ich natürlich hoch zufrieden mit dem Spiel . Es waren auch 3 Punkte, die nicht eingeplant waren und mit denen man einfach nicht gerechnet hat. Deswegen war es umso schöner. Die Stunden nach dem Spiel haben auch gezeigt wie sehr sich die Jungs gefreut haben. Da wurde das ein oder andere Kaltgetränk noch zu sich genommen...

85live: Durch die drei Punkte gegen den OSV klettert „85“ auf den 5. Tabellenplatz. Für einen Aufsteiger richtig gut wie wir finden. Bist Du selber überrascht über diese gute Platzierung?
Patrick Paap: Ja absolut! Platz 5 als Aufsteiger finde ich persönlich klasse. Man darf ja auch nicht vergessen mit welchen Mannschaften man in dieser Staffel spielt. Und was andere Vereine alles investieren , sei es an Spielergehälter etc.
Überrascht ist schwierig zu sagen . Ich habe es mir erhofft trifft es vielleicht besser
 ..

85live: Eine Woche zuvor konnte nicht nur Eilbek, sondern auch der „Auswärtsfluch“ bezwungen werden. Woran lag es, dass zuvor nach einer jeweils richtig guten ersten Halbzeit, dann doch noch verloren?
Patrick Paap: Ja der Sieg in Eilbek war auch sehr sehr wichtig .
Und unser ‚Auswärtsfluch‘ hätte dort beinahe ja genauso weitergemacht.
Wir haben einfach das Phänomen, direkt nach der Pause das Gegentor zu bekommen. Was uns letztendlich fast alle Punkte in der Fremde gekostet hat.
Ich denke, dass ist in gewisser Weise noch ein Lerneffekt wo die Jungs einfach auch in der 2. Halbzeit von der 1 Sekunde an hell wach sein müssen.
Und  dass es  funktionier haben wir ja schon in den Heimspiele gesehen . Trotzdem sehr sehr ärgerlich.


85live: Entfernen wir uns vom aktuellen Spielgeschehen. Seit 2016 warst Du und Dein Vater Jürgen Co-Trainer vom Chefcoach Jörg Franke. Was ist für einen ehemaligen „Co“ das Schwierigste beim Wechsel auf den Chefsessel?
Patrick Paap: Das stimmt ja !!!
Puhhh schwierige Frage . Ich glaube persönlich war für mich die Umstellung vom Trainer zum Co-Trainer schwieriger , da ich den Posten als Co-Trainer zuvor nie ausgeübt hatte .
Wobei mir das alles überhaupt nicht schwer gefallen ist, da von Anfang an die Absprache mit Jörg und Jürgen sehr sehr gut war .
Das schwierigste als ‚Chef‘ ist jetzt mit Sicherheit, dass man seinen Kopf als erstes hinhalten muss.  Aber das ist völlig ok

85live: Jörg Franke ist nun Sportlicher Leiter, Dein Vater Jürgen ist Co-Trainer. Wie läuft die Zusammenarbeit?
Patrick Paap: Die Zusammenarbeit läuft klasse. Eigentlich sprechen wir alles soweit es geht immer miteinander ab. Das haben wir die letzten Jahre so gemacht und machen es weiterhin auch.
Unsere Whats App Gruppe wo wir 3 drin sind steht keinen Tag still ohne ,dass irgendwas angesprochen , abgesprochen oder diskutiert wird
.

85live: Du bist ein junger Trainer, der aber schon viel Erfahrung gesammelt hat. Durch einen Kreuzbandriss bist Du Trainer geworden? Was waren Deine Stationen?
Patrick Paap: Ja das stimmt. Für mich ist das schon völlig normal den Leuten zu erklären , dass ich Trainer einer Herren Mannschaft bin ohne mit großen Augen angeguckt zu werden .
Ja angefangen hat es mit meinem Kreuzbandriss in Reinbek in der A-Jugend .
Ich durfte ja länger nicht gegen den Ball treten danach und konnte einfach nicht ohne Fußball. Wie es der Zufall so wollte hörte unser Trainer auf und man stand vor der Entscheidung aufhören oder geschlossen als A-Jugend in die Herren gehen. Da es bereits eine 1&2 Herren in Reinbek gab. Gründete man die 3. Herren die ich übernahm. Darauf die Jahre arbeitete ich mich hoch bis ich schließlich Trainer der 1. Herren wurde.
Nach meiner Zeit in Reinbek bin ich Trainer der 2. Herren bei Eisenbahn Hamburg gewesen. Bis dann der Kontakt zu Bergedorf und zu Jörg aufkam und wir jetzt hier zusammen stehen

85live: Was ist so faszinierend an einem Übungsleiter-Job, dass Du diesen jetzt schon über 10 Jahre ausübst?
Patrick Paap: Es ist auf jeden Fall der Fußball in seiner ganzen Bandbreite. Ich habe in den letzten Jahren vieles erlebt und gesehen. Wo man den Kopf schüttelt oder drüber lacht. Von den unteren Herren bis jetzt in die BZL .
Man selber möchte den maximalen Erfolg aus der Truppe holen. Von vornherein zu sagen, man möchte um die goldene Ananas spielen ist nicht mein Anspruch.Und das ist auch der Anreiz der einen antreibt bei Wind und Wetter mit den Jungs zusammen auf dem Platz zu stehen .
Und wenn man dann so ein Spiel wie am Wochenende gewinnt ist es Balsam für die Seele.

85live: Orientierst Du Dich an bekannte Trainer-Kollegen, hast du ein Vorbild und was ist Deine Spielphilosophie?
Patrick Paap: Orientieren ist vielleicht zu viel gesagt, weil dann die Unterschiede und die Möglichkeiten einfach doch zu groß sind. Aber einem Jürgen Klopp hört man dann doch gerne zu oder achtet auf gewisse Sachen die rübergebracht werden.
Bei der Spieleröffnung von den Mannschaften eines Pep Guardiolas wird einem warm ums Herz.

85live: Was sind Deine Ziele mit den Elstern?
Patrick Paap: Dieses Jahr hat mich für absolut der Klassenerhalt oberste Priorität. Um dann sich in der Liga zu etablieren. Auch wenn einige Jungs von uns schon in der BZL oder höher gespielt haben, ist es dennoch ganz gut ein Jahr zu haben um sich zu finden und zu lernen . Man merkt deutlich, dass man nicht mehr in der Kreisliga spielt.
Klar ist das Ziel auch mit den Elstern in der BZL oben mitzuspielen. Und ein wenig an die guten alten Zeiten an zu Knöpfen. Ich denke wir sind da auf einen guten Weg.

85live: Damit Dich die Elstern-Fans noch besser kennenlernen, bitte ergänze recht spontan diese Sätze...

Neben Fußball spiele ich am liebsten... Fußball auf der PlayStation .
Ja ich weiß , sehr eintöniges Leben
  (lacht)
HSV-Trainer Titz finde ich...  super sympathisch. Hat es aber beim HSV nicht leicht...
Der beste Deutsche Fußballer ist/war... für mich Oliver Kahn . Ein Mensch der seine Meinung immer vertreten hat und dazu steht was er ist . Und ein ganz passabler Torwart war er auch noch dazu
Frauenfußball ist... ganz nett , ich würde den Herrenfussball dann trotzdem vorziehen
Im Urlaub war ich zuletzt... in Paris mit meiner Frau . Mein Hochzeitsgeschenk an sie
Zur Verzweiflung bringt mich... regelmäßig unser Material / Aufräumdienst nach dem Training (zwinker)
Wenn ich „König von Deutschland“ wäre, würde ich...  das Amt an Klaus Hinz abtreten. Ohne ihn wären wir nicht hier, wo wir jetzt sind !!!

85live: Vielen Dank für das Interview!

Foto: Werner Heitmann

Sonntag, 14. Oktober 2018

Paroli geboten ! Elstern verlieren (zu hoch) 2:5 gegen starken ASV Hamburg




Das haben Sie sicherlich auch schon mal erlebt: Sie kommen nur ein ganz wenig zu spät auf den Fußballplatz. Beim Eintrittbezahlen ringen Sie sich zu einer rhetorischen Frage durch:
„Noch kein Tor gefallen, oder?“
Der Kassierer überrascht: „Doch leider – 0:1“
„Für Bergedorf ?“
„Ja“
Mit neutraler Miene betritt man dann den Sportplatz, innerlich hüpft das „Elsternherz“.
Timo Schwenke soll mit einem tollen Schlenzer von der Strafraumgrenze den zu weit vor dem Tor stehenden Keeper überwunden haben (Anm. d. Redaktion: der Torschütze war nicht Timo, sondern Roy Bannasch. Beide blond und Nr. 8 und 6 sind auch recht ähnlich..).
Dies sollte der Aufgalopp zu einem sehr interessanten und guten Bezirksligaspiel werden.
In der ersten halben Stunde war der ASV Bergedorf 85 dem Afghanischen SV Hamburg e.V. ebenbürtig. Beide Teams versuchten fast ausschließlich durch spielerische Mittel zum gegnerischen Tor zu gelangen. Dabei geizten sie nicht mit kurzen Ablagen, Weiterleitungen oder auch der alte gute Doppelpass wurde aus dem Kunstkasten geholt.
Für Fußballästheten war auch der Angriff der Elstern nach gut 30 Minuten:
Der wieder sehr starke Pascal Asante-Sefa klärte hinten in bester Beckenbauer-Manier fair und blieb am Ball. Spielte zu Timo Schwenke und lief gleich weiter nach vorne, wo er auch mustergültig das Leder zurückerhielt. Von Linksaußen schaute Pascal und flankte mustergültig auf den mitgelaufenden Niklas Kretschel, der volley abschloss. Wäre der Schuss im Netz gelandet wäre es ein Traumtor gewesen und das 2:0 schon ein gutes Polster.
Doch möchten wir hier auch die Chancen der Hausherren nicht verschweigen. Einmal musste 85 auf der Linie klären, einmal sprang 85-Schlussmann Björn-Alexander Garvs wie eine Katze durch den 16er und verhinderte mehrmals den Ausgleich.
Der dann aber doch vor der Halbzeitpause fiel.
Der überragende Abdul-Nafe Farahi konnte sich zentral stehend von der Strafraumgrenze die Ecke aussuchen und vollendete gekonnt.
Mit diesem gerechten Ergebnis ging es in die Kabinen.
Nach Wiederanpfiff des jungen Schiedsrichters Arvid Maiwald (machte seine Sache mit den ebenfalls jungen Assistenten Axel Kahl und Kelvin Laurenz Gantert insgesamt recht gut) nahm der Tabellenzweite aus Horn das Heft in die Hand. Doch Bergedorf hilet dagegen und ließ wenig hinten zu. Doch die Entlastungsangriffe wurden weniger.
Einer aber führte zu einer Ecke, die der eingewechselte Stephan Funk im zweiten Anlauf zur 2:1 Führung der Elstern nutze. Großer Jubel unter den wirklich vielen mitgereisten Gästeanhängern.
Kurze Zeit später eine unglückliche Aktion in der Bergedorfer-Hälfte:
Etwas orientierungslos verlängerte ein 85-Abwehrspieler per Kopf, was fast zu einem Eigentor führte. Björn-Alexander Garvs überrascht, machte eine unglückliche Bewegung und seine Leistenbeschwerden ließen ein Weiterspielen unmöglich machen.
Kalt musste Ersatzkeeper Marc Stückler zwischen die Pfosten.
Doch seine erste Parade war beeindruckend. Einen Distanzschuss pflückte er sicher herunter ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.
Sollte der ASV Bergedorf 85 nachdem Sieg gegen Tabellenführer Oststeinbek auch Stolperstein für den Tabellenzweiten ASV Hamburg werden.
Eine Delegation aus Oststeinbek drückte vor Ort die Daumen.
Der Trainer des afghanischen Sportvereins zog nun sein letztes Ass aus dem Ärmel und stellte nach einer Einwechslung auf das klassische 4-4-2 um.
Gut eine Viertelstunde vor dem Ende fiel dann per Kopf der verdiente Ausgleich.
Im Stile einer absoluten Spitzenmannschaft drängte man auf die drei Punkte. Doch Bergedorf schien sich langsam wieder aus dem Umklammerung zu lösen.
Mehrere Ecken sorgten für Entlastung und Chancen auf den erneuten Führungstreffer. In dieser Phase dann aber der entscheidende Konter der Platzherren:
Per Außenriss wurde Wirbelwind Rathwan Ali Radi auf die Reise geschickt. Roy Bannasch eigentlich eher am Ball rutsche auf den recht harten Kunstrasenplatz (einer früheren Generation) aus, so dass Ali Radi alleine auf das Tor zulief, abspielte und jubeln konnte.
Doch Bergedorf wollte sich nicht geschlagen geben. 8 Minuten vor Schluss wurde auf den Pressing-Modus umgestellt. ASV-Hamburg durchaus noch nicht durch und mit leichten Ausgleich-Ängsten.
Die aber der elegante ASV-Kapitän mit der Nummer 10 . Eben jener Abdul-Nafe Fahri mit dem überlegten 4:2 endgültig wegwischte. Das 5:2 durch einen Elfmeter durch die Nummer 9 Al Radi war dann nur noch Ergebniskosmetik.
Der Sieg des ASV Hamburg war verdient aber zu hoch. Bergedorf über weite Strecken mit gutem Fußball!!!
Es macht Spaß, das Team in der Bezirksliga spielen zu sehen !!!