Sonntag, 6. März 2011
Elstern vom Spitzenreiter vorgeführt - 0:4 bei St.Pauli II
"Wow, hab heut ein Tor gemacht," sagt der junge Mann neben mir auf der Rolltreppe am Hamburger Hauptbahnhof in sein Handy. "Kam in der 82. rein und hab in der 89. das 0-4 gemacht. Das ist Fussballgeschichte." Als ich dann noch seine braune Sporttasche und den besch-braunen Trainingsanzug sehe, weiß ich, von welchem Spiel er gerade berichtet. Klar, von dem vor etwas mehr als einer Stunde zu Ende gegangenen Spitzenspiel des Oberligaspieltags zwischen St.Pauli II und den Elstern. Letztere hätten sich bei weitem nicht beschweren dürfen, wenn der St.Pauli-Spieler anstatt des 4-0 das 6-0 oder 7-0 erzielt hätte. Denn die Kiezkicker waren ohne Übertreibung das über alles dominierende Team und nahmen die Elstern phasenweise auseinander. Ja, so muss man das sagen. Auch, weil die Elstern überhaupt nie zur Entfaltung kamen. "Wir sind nie in unser Spiel reingekommen," so ein sichtlich geknickter Co-Trainer Ben Nitschke, der das Gefühl einer Niederlage wohl schon fast garnicht mehr richtig kannte. Denn für die Elstern wars die erste Pflichtspielniederlage seit dem 10.Oktober. Und auch damals in Altona gabs eine deftige 0-4 Schlappe. Heute also wieder....
Und das Unheil nahm quasi schon kurz nach Anpfiff seinen Lauf. Erst bekommt die umgebaute Elstern-Defensive (für Rohrberg, dessen Abräumerkünste schmerzlich vermisst wurden, spielte Sobczyk im defensiven Mittelfeld, dafür machten Schmer und Triple-O die Innenverteidigung) die Kugel nicht richtig aus dem Strafraum raus und muss notdürftig zur Ecke klären. Dann kann 85 wieder nicht klären und lässt Hauke Brückner außer acht, der den Ball schön aus der Luft nimmt und in der dritten Minute rechts ins obere Eck einnetzt - ein Sonntagsschuss, leider für die Elstern zum ungünstigsten Zeitpunkt.
Und die Kiezkickerreserve drückt weiter, drängt auf das zweite Tor. Es liegt förmlich in der Luft. Die Elstern viel zu passiv und uncouragiert, St.Pauli mit Vorchecking, Doppeln und ganz fixen Stürmen. Zum Beispiel Alassani. Die Ex-Jung-Elster geht nicht nur ab wie eine Rakete, sondern ist dazu noch extrem bullig und dribbelstark - ein ganz heißer Tipp für Stanis Bundesligatruppe! Das denkt sich wohl auch Roman Schmer, als er Alassani auf sich zurennen sieht. Er weiß sich nicht anders zu helfen als den Stürmer zu legen - im Strafraum. Jetzt ist die Hoffnung der zahlreich angereisten Elsternfans auf weningstens einen Punkt vollends verflogen. St.Pauli hält sie aber überraschenderweise am Leben, denn der Elfer landet auf dem Dach der angrenzenden Sporthalle von Union 03. Puhh, kollektives durchatmen im "Gästeblock".
Das war nach ungefähr 20 Minuten und bis dato waren die Elstern nicht einmal in den Strafraum der Gastgeber gelangt. Erst jetzt legt 85 ein wenig den Respekt ab und versucht sich neu zu ordnen. Und auch wenn dabei erstmal nur ein Schüsschen herauskommt - es wird langsam besser! Trotzdem bleiben diese einfach ärgerlichen Ballverluste à la Schweinsteiger. Nur gut, dass St.Pauli mehr als fahrlässig mit seinen Konterchancen umgeht. Selbst Situationen in Überzahl werden kläglich vergeben. Auf der anderen Seite scheitert Iscan mit einem tollen Freistoß flach rechts am St.Pauli-Keeper, der das Leder gerade noch um den Pfosten lenken kann. Halbzeit!
Das einzige was beim Pausentee oder Pausenbier hoffen lässt, ist der Spielstand. Denn nur ein Glückstor, ein guter Angriff, würde ausreichen, um das Ding hier zu drehen. Aber St.Pauli widerspricht auch dieser Theorie. 10 Minuten nach Wiederanpfiff setzt es das 2-0 - warum der St.Pauli-Spieler von links aus so zur Grundlinie kommen und reinflanken kann ist und bleibt ein Rätsel. Zu allem Überfluss sieht Roman Schmer noch die zweite Gelbe - jetzt gehts nur noch um Schadensbergrenzung.
Doch komischerweise drehen die Elstern nun ein wenig auf, trauen sich mehr. Elstern-Flügelflitzer Yayar Kunath, sonst perfekt aus dem Spiel genommen, kann sich endlich mal ein wenig befreien und vereinzelte Konterversuche starten. Aber entweder sinds die jetzt ruppiger werdenden St.Paulianer, der holprige Rasen oder einfach Unkonzentriertheit, die jeden Angriff im Keim ersticken. Kein Wunder, dass auch im zweiten Durchgang höchstens eine halbe Torchance für die Elstern zu Buche steht.
Auf der anderen Seite siehts dagegen ein büschen rosiger aus. Die 471 Zahlenden sehen die Tore drei und vier und dazu gibts noch etliche Großchancen, der Marke "am leeren Tor vorbei". Für Elstern-Keeper Tobi Braun muss es sicherlich ein grausamer Nachmittag gewesen sien, wobei er am wenigsten für die Elstern-Misere kann. Zu allem Überfluss, quasi als I-Tüpfelchen, sieht Philip Pettersson kurz vor Feierabend glatt Rot, nachdem er einem Pauli-Spieler nach einem Faul an die Gurgel geht (der Gegenspieler hätte allerdings auch zunindest gelb sehen können - nicht die einzige fehlerhafte Entscheidung des Schiedsrichters in einem zum Ende hin immer ruppiger werdenden Spiel. spielentscheidend war das aber bei weitem nicht).
Bleibt festzuhalten, dass St.Paulis Zwote ihrer Ersten in punkto Spielfreude Welten voraus ist, teilweise richtig tollen Fussball geboten hat und zurecht am Platz an der Sonne steht. Und die Elstern? Die müssen jetzt wieder kleinere Brötchen backen. Vor allem nach dem tollen Pokalspiel in Norderstedt durfte man von mehr träumen. Nun bekamen Mannis Jungs ihre Grenzen aufgezeigt und es muss erstmal wieder heißen: back to the basics.
Als ich den St.Pauli-Spieler am Hauptbahnhof sehe, kann ich mir trotz der ernüchternden Niederlage ein Schmunzeln nicht verkneifen. Und als er meinen Elstern-Schal sieht, muss er auch lachen. Hoffen wir mal, dass sich auch die Elstern von dem frühlingshaften Wetter anstecken lassen und nächstes Wochenende für Frühlingsgefühle beim 85-Anhang sorgen werden. Denn der Fussball-Frühling wird noch richtig lang....
Gesundheitscheck
"Nee, der ist überhaupt nicht krank," lachte Papa Landau auf der Hinfahrt. Dabei hatten wir und auch die BZ gemeldet, dass Jan Landau an einer Grippe leidet. Aber der Elstern-Stürmer stand pünktlich um 14 Uhr aufm Platz, stand aber im Laufe der Partie viel zu häufig allein auf weiter Flur, gegen drei, vier gegnerische Verteidiger. Da war heute nicht viel drin, aber immerhin besser als den ganzen Tag Kamillentee zu schlürfen.
Dafür bekam Yayar Kunath gleich zu Beginn so richtig einen ab - und das ausgerechnet von Ex-Elster Deran Toksöz (der gelb-rot gefähredet ausgewechselt wurde). Fortan musste Yayar mit Schmerzen spielen - auch mit ein Grund, warum er nicht richtig durchstarten konnte.
Aber es gab auch Positives zu vermelden. So wurde Rinik Carolus nach siebenwöchiger Pause fünf Minuten vor dem Ende eingewechselt. Sehr wichtig für die Elstern!
"Anschlag" auf Marion
Unsere Teambetreuerin wollte sich vor dem Spiel eben nochmal ein Zigarettchen gönnen, da zischt plötzlich ein Ball ganz knapp an ihrem Arm vorbei - puh nochmal Glück gehabt! Denkste, denn nur Sekunden später kommt das nächste Geschoss geflogen, und trifft Marion voll an der Wade. Zum Glück konnte sie von einem Fan aufgefangen werden. Glück im Unglück, trotzdem Wade blau - vielleicht war das ja schon ein schlechtes Omen! Physio Rösi musste aber nicht Hand anlegen. "Nee, den lass ich doch nicht an meine Wade ran." Armer Rösi.... :-)
Es fahren gleich zwei Fanbusse...
Die gelungene Fahrt mit dem Fanbus nach Norderstedt hat die Elstern-Fans wohl auf den Geschmack gebracht. Denn auch zum Liga-Auswärtsspiel nach Norderstedt und nach Buchholz wird ein Bus eingesetzt. Abfahrt nach Norderstedt ist um 13 Uhr ab Vereinsheim, Mitfahren kostet 5 Euro, hoffentlich wieder inklusive selbst gebackenem Zitronenkuchen von Roswitha :-)
Und dat jibt dat noch Neuzugänge...
Wir dürfen vermelden: Die ersten beiden Neuzugänge sind zwei defensive Rohdiamenten: Yasar Koca (20 J.) von GSK Bergedorf und Malte "Zakka" Zakrzewski (19 J.) von Düneberger SV
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