Beim ASV Bergedorf 85 wird es zur
nächsten Saison auch wieder Jugendfußball geben. Ihr seid
verantwortlich für den Jugendbereich. Was ist Euch am Wichtigsten,
den jungen Kickern zu vermitteln?
Paul: Dass ein Verein weit mehr ist als
ein Ort, wo man Fußball spielt, es eine Institution sein kann, mit
der man sich identifiziert und auf die man stolz ist. Ein Ort, an dem
man sich wohl fühlt und Freunde trifft.
Ingo: Wir öffnen uns allen Kindern, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Alter, Talent oder
Leistungsvermögen. Jedes Kind sollte entsprechend seiner Neigung
und Fähigkeit gefördert werden. Dabei soll das gesamte
Spartenangebot des ASV Bergedorf 85 berücksichtigt werden. Wir
wünschen uns eine mannschaftsübergreifende Identität des Kindes
mit dem Verein und eine daraus wachsende Kultur. Das wichtigste ist
natürlich der Spaß am Fußball, die Freude an körperlicher
Leistung und an erlebender Gemeinschaft. Aber auch Werte wie
Gemeinschaft, Fairness, Toleranz wollen wir den Kindern vorleben.
Paul, Du kommst nicht aus Hamburg. Dein
Herz schlägt für einen ganz kleinen Verein…
Was hat Dich an Alster, Elbe und
natürlich die Bille verschlagen? Welche Erfahrungen aus Deiner
alten sportlichen Heimat möchtest Du mit nach Bergedorf nehmen?
Paul: Nach Hamburg bin ich aus beruflichen
Gründen gekommen. Ich bin Berufsschullehrer und nach meinem Studium
in Hannover und meinem Referendariat in Nienburg stand für mich
schnell fest, dass ich in Hamburg leben und arbeiten möchte. In
meinem Leben spielt Fußball eine erhebliche Rolle und so war es nur
logisch, dass ich mich hier nach einem neuen Verein umsehen wollte.
Auf die Elstern bin ich über meinen
Kumpel Ingo aufmerksam geworden, der mir von dieser einmaligen
Gelegenheit, sich an einem Neuanfang zu beteiligen, erzählte.
Lange musste ich nicht überlegen,
spätestens nachdem ich die Menschen und die Köpfe des Vereins hier
kennen gelernt habe war ich Feuer und Flamme.
Ich selbst bin auf dem Land
aufgewachsen und habe dort beim TuS St.Hülfe Heede das Kicken
gelernt. Ich blicke zwar nicht auf eine imposante Fußball Karriere
zurück, dafür durfte ich aber lernen, was es bedeutet, sich mit
einem Verein zu identifizieren. Rückblickend kann ich sagen, der
Verein und seine Menschen haben mich für mein Leben geprägt. Ich
war Teil dieses Vereins und selbst jetzt nach ca. zehn Jahren fühle
ich mich dort wohl und willkommen. Es sind zum Teil immer noch
dieselben „alten Herren“ die mich damals von der Seitenlinie
abgefeiert haben, wenn ich meinen Gegner sauber abgegrätscht habe,
oder die, die wir mit 16 Jahren als Fanklub mit Trommel und Gesang zu
jedem Spiel begleitet haben und die mich heute herzlich begrüßen, wenn
ich mal wieder vorbeischaue.
Und so eine oder ähnliche
Vereinskultur möchte ich hier erschaffen. Ich möchte, dass man zu uns
kommt, weil es Spaß macht oder weil man ein Teil des Vereins sein
möchte und weil man eine gute Fußball Ausbildung erfährt und nicht, weil einem irgendwer Handgeld anbietet. Unsere Chance ist der
Neubeginn.Wir können hier was erschaffen, was irgendwann mal Schule
machen könnte.
Hingegen kann man Ingo ohne Wenn und
Aber als eine eingefleischte Elster betiteln. Magst du bitte Deine
sportliche Sozialisation und Motivation verraten?
Ingo: Es ist natürlich total klasse, die
Chance zu bekommen bei dem Verein seines Herzens, seiner Kindheit,
noch dazu mit diesen tollen Menschen so tragend mit eingebunden zu
werden. Bei den Gedanken an die grandiosen Erlebnisse, die ich seit
meinem 6. Lebensjahr an den Sander Tannen miterleben durfte, in einem
der letzten echten Stadien in Hamburg - da geht mir das Herz auf.
Aber bei all der Tradition dürfen wir neben dem Schwärmen auch
nicht unterschätzen, dass uns eine wichtige Aufgabe bevorsteht. Wir
möchten die Kinder ganzheitlich und nachhaltig ausbilden und in der
Persönlichkeitsentwicklung unterstützen. Eigenverantwortlichkeit,
Eigeninitiative, Selbstbewusstsein und Selbstkritik sollen gefördert
werden. Ich bin ja froh, dass wir mit Manni und Paul zwei Pädagogen
im Team haben. Eine Gemeinschaft wie eine Fußballmannschaft prägt
die Kinder natürlich mit und daher ist unsere Verantwortung schon
recht groß. Wir müssen gemeinsam mit der Aufgabe wachsen, sie in
unseren jetzigen Alltag auch verträglich einbinden, so dass Dinge
dann auch irgendwann automatisch funktionieren.
Habt Ihr schon im Jugendbereich
gearbeitet?
Ingo: Ich bin Trainer einer F-Jugend
beim SVCN. Das ist eine tolle Mannschaft, der ich weiterhin als
großer Fan erhalten bleibe.
Paul: Ich habe schon früh angefangen, mich ehrenamtlich zu engagieren, da war ich selbst noch Jugendlicher,
wodurch ich in unterschiedlichsten Funktionen und Positionen mit
Kindern und Jugendlichen gearbeitet habe. Auch als Jugendtrainer
durfte ich schon einige Erfahrung sammeln. Durch meinen Beruf als
Lehrer habe ich tag täglich mit Jugendlichen zu tun, was ich
durchaus als meine Berufung sehe.
Mal ganz konkret zum Training: Wie sähe
bei Euch jeweils eine Übungsstunde aus ?
Paul: Das ist ganz stark von der
Altersklasse abhängig, bei den ganz Jungen geht es in erster Linie
um den Spaß an der Bewegung und ab der D-Jugend wird es immer
konkreter- erst die Technik, später dann taktische Ausrichtung und
individuelle Förderung der einzelnen Stärken. Im Vordergrund steht
aber immer der Spaß am Fußball!
Ingo: Ich kann jetzt auch nur für
meine Altersklasse (2006) sprechen. Da beginnt unser Training mit
einer kurzen Gesprächsrunde, in der wir über das letzte Spiel reden
und ich erkläre, was für heute der Plan ist. In der Aufwärmphase
machen wir Fang-Tummel-und Koordinationsspiele. Mit Ball oder ohne.
Im Hauptteil geht’s dann an die Basistechniken: Dribbling, An-und
Mitnahme, Spannschuß , klassische Spielsituationen. Zum Schluss das
berühmte freie Spiel. Zum Ende setzen wir uns zusammen und sprechen
nochmal kurz über das was wir heute gemacht haben. Schlachtruf.
Feierabend.
..und dann stehen auch schon die
ersten Punktspiele auf dem Programm. Wie ehrgeizig seid Ihr?
Paul: Ehrgeiz ist sicherlich eine
wichtige Tugend, und wir sind mit Sicherheit sehr ehrgeizig, wenn es
um das Thema Fußball geht. Allerdings bin ich der Meinung, dass zu
viel Ehrgeiz den Kinder- und Jugendfußball stört. Die Kinder und
Jugendlichen sollen beim Sport Stress und Alltagssorgen abbauen und
nicht durch falschen Ehrgeiz neuen Stress aufbauen. Jeder Spieler,
der sein Leistungsmaximum abrufen will, kann dieses erst tun, wenn er
befreit aufspielen kann und keinen Druck von außen erfährt.
Ingo:Ich habe natürlich auch nichts
gegen gewonnene Spiele. Aber zunächst einmal sollten wir dankbar
sein, dass wir überhaupt wieder Fußball spielen dürfen für diesen
Verein. Wenn dann am Anfang der nächsten Saison ein, zwei oder drei
Mannschaften komplett und würdig auf dem Feld stehen, dann haben wir
schon viel erreicht.
Wer jetzt neugierig geworden ist, wen
sucht Ihr, wie kann man Kontakt zu Euch aufnehmen?
Am besten schreibt man uns eine Mail an jugendfussball@asv-bergedorf85.de oder ruft uns an:
(040) 738 18 85
Wir werden bis Mitte Mai auch
mindestens zwei Schnuppertrainings anbieten. Diese Termine werden wir
kommunizieren, sobald sie feststehen
Was kostet die Mitgliedschaft, was sind
die Gegenleistungen des Vereins ?
Jeder Spieler, der ab jetzt dem ASV
beitritt, ist bis zum 31.08.14 vom Beitrag befreit. Eine
Aufnahmegebühr ist auch nicht fällig. Wir können leider nicht
jedem Kind garantieren, dass es in einer Mannschaft unterkommt. Daher
diese Sonderaktion.
Wir appellieren zunächst ganz kräftig
an die Eltern von Kindern der Jahrgänge 2005 -2008, denn F- und E-
Jugendmannschaften wollen wir auf jeden Fall ins Rennen schicken.
Wenn ein Kind dann fest in einer Mannschaft unterkommt beträgt der
Beitrag 12,60 im Monat. Wir gewährleisten einen zuverlässigen
Trainings-und Spielbetrieb mit allem, was dazu benötigt wird. Wir
bieten die Möglichkeit, diesem alten Verein wieder neues Fußballeben
einzuhauchen. Wir bieten aber auch einen Breitensportverein, in dem
man nicht nur Fußball, sondern auch noch ganz viele tolle andere
Sportarten ausüben kann.
Kein Interview mehr ohne die Fee.. Paul
und Ingo, bitte jeweils Eure Wünsche ?
Paul: Ich wünsche mir, dass der HSV erstklassig bleibt, alles andere haben wir selbst in der Hand.
Ingo: Eine gesunde und würdige Saison aller ASV Mannschaften, 1000 Bergedorfer Fans beim Pokalsieg 2020 an der Hoheluft und ein darauf folgendes 1:0 gegen die Bayern an den Sander Tannen.
Vielen Dank für das Interview !!!
Foto: Michael Ackermann