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Florian Baum |
Der Obmann der
Elstern-Schiedsrichter musste am vergangenen Sonntag kurzfristig für den
eigentlich angesetzten Unparteiischen beim Spitzenspiel des eigenen Vereins
gegen den MSV Hamburg einspringen.
Wir nehmen dies gerne zum Anlass,
bei Florian Baum nachzufragen:
85live: Den letzten
Sonntag haben Sie sich sicherlich ganz anders vorgestellt. Statt einem
gemütlichen Sonntagnachmittag vielleicht bei Kaffee und Kuchen, kam es ganz
anders…
Ein Spiel des eigenen
Vereins zu pfeifen, ist nicht unproblematisch. Waren Sie mit sich, den Spielern
und den Trainern zufrieden?
Florian Baum: In der Tat ist
es immer problematisch eigene Mannschaften zu pfeifen, denn unterschwellig
heißt es oftmals „klar, dass er das für seinen Verein pfeift. Für uns hätte er
es nicht gepfiffen.“, hinzu kamen die Faktoren des Tabellenstandes, die lange
Wartezeit und die frühe Unterbrechung nach der Verletzung von Patrick Koßatz.
Alles zusammen hat mein Team und mich über 90 Minuten beschäftigt und
gefordert. Sicherlich gab es auf beiden Seiten Zweifel an unseren
Entscheidungen, aber bei gefühlt 1000 Zweikämpfe und bereits 90 Minuten
bewältigt zu haben, sind wir mit unserer Spielleitung zufrieden. Das Verhalten
der Spieler, Trainer und allen anderen empfand ich als normal emotional und
soweit in Ordnung.
85live: Sie sind seit
dem April 2017 beim ASV Bergedorf 85. Für welche Vereine haben Sie vorher
geschiedsrichtert und was hat Sie zu den Elstern gezogen?
Florian Baum: Zunächst: ich
bin bereits seit Jahreswechsel eine Elster! Zuvor war ich knapp zwanzig Jahre
beim VfL Lohbrügge und drei Jahre beim SC Schwarzenbek. Mein Wechsel zu den
Elstern hängt vor allem mit der Entwicklung beim SCS zusammen, denn meine
dortigen Bezugspersonen haben alle den Verein verlassen und bei mir kamen zwei
Gedanken auf: 1. hörst du auf? 2. wechselst du den Verein? Aber wohin? Meine
Gedanken sind dann irgendwie bei Klaus Hinz in die Ohren gekommen und er
erklärte mir, dass er sich freuen würde, wenn ich demnächst für den ASV aktiv wäre.
Klaus, seine Familie, und ich kennen uns über Jahre und ich wusste, dass es
passt. Die ganze Art und Weise, wie hier die Fußballsparte aufgebaut und weiter
entwickelt wird sagt mir zu und ich bin froh ein kleiner Teil zu sein.
85live: In welchen
Liegen werden bzw. wurden Sie als Schiedsrichter eingesetzt?
Florian Baum: Ich durfte
bereits in frühen Jahren, als 15 jähriger, in der damaligen Verbandsliga
(Heute: Oberliga) und kurz darauf auch in der damaligen Oberliga (Heute:
Regionalliga) als Assistent mitfahren. Da ich damals selbst zu gern gespielt
habe und noch nie der konditionell stärkste gewesen bin, langte es als
Schiedsrichter nur bis zur Bezirksliga, in der ich dafür seit fast 20 Jahren
aktiv bin.
85live: Gibt es
gewisse Spiele, an die Sie sich gerne oder auch ungerne erinnern?
Florian Baum: Spannende Frage,
denn es gibt viele tolle Erinnerungen. Die Gründe sind vielfältig, denn Fußball
bietet uns tolle Momente und lässt uns interessante Menschen treffen. Ich bin
dankbar für jedes Erlebnis und jede Erfahrung. „Ungern“ blicke ich auf Spiele
zurück, bei denen ich schwach war, denn das ärgert mich und die Mannschaften
haben das nicht verdient.
85live: Ein guter
Spieler sollte beidfüßig, Spielintelligenz und Ballgefühl haben – was zeichnet
einen guten Schiedsrichter aus?
Florian Baum: In erster Linie
halte ich Persönlichkeit, Empathie, Wertschätzung, eine gute Kommunikation und
nachvollziehbare Linie für wichtig. Schiedsrichter sind ein Teil des Spiels und
wir sollten uns nicht wichtiger nehmen als wir sind. Ohne Schiedsrichter geht
es nicht, aber ohne Spieler auch nicht!
85live: Warum sind Sie
ein Unparteiischer geworden?
Florian Baum: Als 14 jähriger
habe ich als Spieler bei einem Hallenturnier dem Schiedsrichter „erklärt“ dass
er es nicht kann. Er sagte mir, „dann mach es besser!“ Das war mein Beginn,
aber ich glaube, er kann es doch ein wenig besser als ich...
85live: Seit kurzem
sind Sie auch Schiedsrichterobmann des Vereins. Was Sind die Aufgaben?
Florian Baum: Der Hamburger
Fußball Verband verteilt alle Spiele auf die zuständigen acht
Bezirksschiedsrichterausschüsse und dieser an die jeweiligen Vereine. Ich plane
dann die Einsätze unserer Schiedsrichter, kümmere mich um Nachwuchs und bin
Ansprechpartner für alle. All das funktioniert aber nur mit einem tollen Team
und das haben wir Elstern!
85live: Die
Schiedsrichter-Zunft des ASV Bergedorf 85 entwickelt sich prächtig. Wie viele
Kollegen haben Sie?
Florian Baum: Aktuell bestehen
wir aus insgesamt 11 Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern und erfüllen knapp
das geforderte Soll des Verbandes.
85live: Könnten sich
denn noch weitere Interessierte bei Ihnen melden? Was bietet der ASV seinen
Schiedsrichtern?
Florian Baum: Ja, sehr gern
sogar! Willkommen sind alle Fußballbegeisterten ab 14 Jahren. Unsere
Schiedsrichter sind im Verein beitragsfrei und erhalten eine Grundausstattung.
Grundsätzlich hat jeder Schiedsrichter freien Eintritt zu allen Spielen im
Bereich des DFB‘s, lernt viel für seine eigene Persönlichkeit und bekommt eine
kleine Aufwandsentschädigung pro Spiel.
(Anm. d. Redaktion: Weitere Info´s über die Schiedsrichter des ASV gibt es hier)
85live: Was sind Ihre
Ziele und Wünsche beim ASV?
Florian Baum: Ich möchte dem
Verein helfen eine ähnlich erfolgreiche Fußballabteilung wie in den 80er und
90er aufzubauen und zu etablieren. Ich wünsche mir, dass der ASV eine
Anlaufstelle für Groß und Klein wird und ein „echtes Vereinsleben“ geschaffen
wird.
Foto: Werner Heitmann