85live:
Hallo Herr Binnewerg, Sie sind Handballer und kennen daher natürlich den Hit
der HÖHNER „Wenn nicht jetzt wann dann?“. Haben Sie und Ihre Vorstandskollegen
des ASV Ende letzten Jahres ähnlich gedacht?
Was für Gründe gaben letztendlich den Ausschlag, wieder beim ASV eine
Fußballabteilung zu gründen?
R.
Binnewerg: Das Vorhaben entstand nicht erst am Ende des letzten Jahres. Die
ersten Gedanken beruhen schon auf der Strategie 2013+ aus Mitte 2012, als das
Ende des Nutzungsvertrages mit unseren „Nachbarn“ näher rückte. In Verbindung
mit dem ständigen Chaos, vielen Lügen und teilweise unsportlichem Verhalten an
unterschiedlichen Orten und gegenüber vielen Menschen, wurden wir ja auch fast
genötigt dazu. Grundsätzlich stehen die Tradition des ASV und der Fußball-Sport
im Allgemeinen, im Mittelpunkt unserer Überlegungen und sind somit der wirkliche
Grund für unsere Ambitionen. Als
Handballer führe ich den Ball zwar lieber mit der Hand als am Fuß, aber diese
komplexe und nicht ganz einfache Situation, rund um den Verein, den Sport und
der Tradition in Bergedorf, kann auch ich erkennen. Und Ja es stimmt, wenn
nicht jetzt wann dann!?
85live:
Bekanntlich haben die Fußballer 2009 einen hohen Schuldenberg hinterlassen.
Dies soll nie wieder vorkommen können. Die Satzung des ASV wurde deshalb
geändert. Können Sie bitte die „Sicherungsinstrumente“ kurz erläutern, die da
eingebaut wurden.
R.
Binnewerg: Die Sicherungsinstrumente waren und sind Voraussetzung der
Entscheidung für die Wiedereinführung. Es soll grundsätzlich Missbrauch,
gewollt oder ungewollt, im Umgang mit Geldmitteln verhindern, sodass eine
Situation wie in 2009 nicht mehr entstehen kann. Diese Maßnahmen sind in 3
Ebenen verankert, die ich gern kurz erläutern möchte:
Konzeptionell:
Die „böswillige“ Veränderung der Satzung ist durch die Einführung des
schriftlichen Votums bei Satzungsänderungen, Ankündigungsfristen für
Wahlvorschläge und die stärkere Einbindung des erweiterten Vorstands (in der
niemand leichtfertig eine Mehrheit hat, sondern sie sich durch Argumentation
erarbeiten muss) in die Entscheidung nicht mehr möglich .
Strategisch/Planerisch:
Hier haben wir eine klare Reihenfolge festgelegt, in der Geldmittel ausgegeben
werden dürfen. Zuerst müssen Abgaben, Gebühren entrichtet, danach die Trainer
und die Ausrüstung für den Spielbetrieb bezahlt werden und wenn dann immer noch
etwas vom Budget da ist, steht es den Protagonisten frei diese zu verwenden
(z.B. für Trainingslager o.ä.). Ein „Budget auf Pump“, ist nicht zulässig.
Operativ:
Entscheidungen und Verträge macht nur der erweiterte bzw. geschäftsführende
Vorstand. Pass- und Verbandsangelegenheiten werden ausschließlich in der
Geschäftsstelle bearbeitet. Dies wird u.a. von meinen Mitarbeitern
gewährleistet, die angestellt sind. Somit haben wir hier klare Kontroll- und
Weisungsbefugnis.
Niemand
kann Fehler ausschließen, auch wir nicht, aber man kann Vorkehrungen treffen,
so wenig wie möglich zu machen.
85live:
Der ASV Bergedorf 85 hat viele Sparten. Die Fußballer werden sich in den Traditionsverein
einordnen. Wie sehen die Prioritäten des ASV aus?
R.
Binnewerg: Uns ist jeder Sportler gleich viel Wert, egal ob Turner, Handballer,
Darter oder nun auch wieder Fußballer. Eine Dominanz einer bestimmten Sportart
soll und kann es im ASV nicht (mehr) geben. Nicht destotrotz bekommt der Aufbau
der Fußball-Abteilung natürlich im Moment viel Aufmerksamkeit, aber wir haben
noch viele andere Projekte in Arbeit. Stellvertretend soll dabei mal der
„Umbruch bei den Handball-Damen“, hin zu eigener Jugend und der Aufstieg
unserer „Dart-Elstern“ in die Hamburger Top-Liga genannt sein.
85live:
Die Handballer des Vereins spielen in einer Spielgemeinschaft der SG Bergedorf
/ VM. In den 80iger Jahren strebte man
dort auch nach Höherem. Wie sind die Ziele heutzutage? Und sagen sie doch
einfach mal, warum sollte man sich mal
ein Handballspiel der SG –auch als Fußballfan – anschauen?
R.
Binnewerg: Die Ziele sind nicht wirklich anders als damals, nur sind sie heute
aufgrund der deutlich höheren Kosten etwas unrealistischer geworden.
Mittelfristig wäre es daher gut, wenn sowohl 1.Damen (HH-Liga) und 1.Herren
(Landesliga)sich in der HH-Liga etablieren. Unsere sehr erfolgreiche Jugend
brauch noch 2-3 Jahre bis Sie die jetzigen Mannschaften ersetzen können. Bis
dahin werden wir weiter unser Konzept der gemeinsamen Trainings- und
Förderungsstruktur durchziehen. Einige der Jugendspieler(Innen) haben dann
sicher auch das Niveau für die gemeinsame Oberliga HH-Schleswig-Holstein und
wir finanziell in der Lage dies zu stemmen (ein Aufstieg kostet ca. 5.000
€/Saison mehr als in der HH-Liga, wg. Gebühren, Schiedsrichter- und
Fahrtkosten).
85live:
Der ASV wird modern aufgestellt. Ganz neu ist eine Trainer- bzw.
Ausbildungsakademie geplant. Was ist darunter zu verstehen?
R.
Binnewerg: Wir beginnen zunächst mit der Handballschule unter Leitung von
Gunnar Weber. Im Schwerpunkt stehen dabei die Förderung der Einzelspieler und
die Weiterbildung der Trainer. Die Trainer-Weiterbildung hat sich in den
letzten Jahren im Handball bereits ausgezahlt. Gute Trainer zu finden ist schon
nicht leicht, sehr gute zu bekommen fast unmöglich, dafür sind wir zu klein.
Aber die Aus- und Weiterbildung ist machbar und trägt erste Früchte. Deswegen
haben wir diese Akademie institutionalisiert. Später soll auch der Fußball
hinzukommen. Die ersten konzeptionellen Grundlagen wird sicher Manni Nitschke
legen und zusammen mit Ingo Arndt-Ganderath die DFB-Ausbildungsrichtlinien bei
uns entwickeln und umsetzen.
85live:
Zurück zu den Fußballern: Mit wieviel Mannschaften sollte die neue Saison
gestartet werden?
R.
Binnewerg: Sicher ist, dass wir mit einer 1.Herren starten werden. Mein werter
Kollege Jens Seddig meinte letztens zu mir: „notfalls komme ich über links“.
Ich vertraue da unserem Fußball-Kompetenz-Team Manni Nitschke und Jens Seddig.
Wenn es normal verläuft, sollten wir auch noch 2-3 Jugendmannschaften
hinbekommen. Grundsätzlich müssen wir da aber die Anmeldezahlen abwarten. Also
los liebe Interview-Leser gleich eure Kiddies und euch gleich mit beim ASV 85
anmelden!
85live:
Die 1.Herren starten in der untersten Klasse – egal was passiert?
R.
Binnewerg: Ja, egal was passiert.
85live:
Es wird sich ganz klar vom FC Bergedorf 85 abgegrenzt…
R.
Binnewerg: Ja, was auch nicht wirklich schwer ist…
85live:
Mit Manfred Nitschke und Jens Seddig konnten Sie zwei „alte Bergedorfer
Bekannte“ für die Fußballabteilung gewinnen. Was erwarten Sie von ihnen?
R.
Binnewerg: Ich weiß, dass beide mit vollem Herzen dem Fußball bei 85 wieder
Leben einhauchen wollen. Sie haben meine Erwartungen daher bereits erfüllt,
denn Sie hängen sich tagtäglich rein und treiben unser gemeinsames Vorhaben
weiter voran. Ich bin echt begeistert mit wieviel Engagement für Fußball und
speziell für 85, sie bei der Sache sind und z.B. mir persönlich mit den
Eigenheiten des Fußballs helfen. Mit viel Humor und am Beispiel von Anekdoten
begleiten sie den Vorstand und das Team der Geschäftsstelle. Die Jungs sind
einfach Klasse.
85live:
Teilen sich beide Vereine die Sportplätze an den Sander Tannen? Finden die
Heimspiele der 1. Herren auf jeden Fall im Stadion Sander Tannen statt?
R.
Binnewerg: Ich kann nur für die „wahren“ Elstern sprechen, was Andere machen
habe ich keinen Einfluss. Wir werden alles Notwendige dafür tun, um die an das
Vereinshaus angrenzenden Sportstätten zu nutzen. Ich hege keinen Zweifel daran,
dass die 1.Herren traditionell ihre Heimspiele in unserem Stadion austragen
wird. Die Gespräche mit dem dafür zuständigen Bezirksamt wird Klaus Hinz in der
kommenden Woche führen.
85live:
Es wird auch eine Jugendfußballabteilung aufgebaut. Warum sollten Eltern ihr
Kind beim ASV Bergedorf 85 zum Training schicken?
R.
Binnewerg: Es gibt 2 wesentliche Gründe dafür. Der nüchterne Grund liegt in der
Tatsache begründet, dass wir sehr gute Trainer mit klarer Ausrichtung auf
altersgerechtes und an DFB-Vorgaben orientiertes fachkundiges Training haben
werden. Und dabei vergessen wir auch das soziale Zusammenwachsen nicht.
Der
wesentlich emotionalere Grund ist natürlich die Aussicht, wie unsere
erfolgreichen Vorgänger mal im Stadion an den Sander Tannen zu spielen. Die
Väter und Großväter werden sich sicher daran erinnern. Diesen 85-Virus müssen
wir an unsere Kiddies weitergeben, denn TRADITION VERBINDET!
Und
wenn eines Tages die Lust auf Fußball versiegen sollte, kann man ja immer noch
mit der 85 auf der Brust und der Elster im Herz ein paar Darts werfen,
schwimmen gehen oder das Tanzbein schwingen. Bei uns geht es um die Mitglieder,
keine Anonymität, weil man einer von 10.000 ist, sondern man ist einer von 85!
(man verzeihe mir das Wortspiel)
85live:
Viele Bergedorfer Bürger und auch viele Elstern-Fans sind sehr froh über die
Entwicklung. Wie können sie die neue Fußballabteilung unterstützen? Gibt es
sowas wie eine Passive Mitgliedsschafft, wie hoch wäre der Monatsbeitrag. Wie wird man so ein
Mitglied?
R.
Binnewerg: Wir freuen uns über den großen Zuspruch aus der Region und speziell
von den Elstern-Fans. Wir haben die passive Mitgliedschaft auf Fans und Unterstützer
ausgeweitet. Diese kostet monatlich 7,60 € und kann optional durch einen
Fußball-Bonus von 2,40 € auf 10 € monatlich angehoben werden. Natürlich kann
auch gern gespendet werden (dafür gibt’s sogar eine Spendenbescheinigung) oder
sich sogar als Sponsor einbringen. Wer sich schon mal mit Fan-Artikeln für die
kommende Spielzeit eindecken will, findet im Fan-Shop sicher das passende
Equipment. Alle Informationen, Aktionen und Beitragsformulare finden Sie auf
unserer Homepage www.asv-bergedorf85.de . Bei allen Unterstützern werden wir
uns sicher beim ersten Kick-Off entsprechend gesondert bedanken.
85live:
Sind in den nächsten Monaten irgendwelche Aktionen geplant, den ASV Bergedorf
85 wieder bekannter zu machen?
R.
Binnewerg: Ja, wir werden wohl wieder häufiger in Aktion treten. Neben dem
bereits in der Planung befindlichen „Kick-Off-Spiel“ mit einem hochklassigen
Gegner, werden wir auch Elternabende, Try-Outs/Sichtungen und viele nette
kleinere Events durchführen. Am besten regelmäßig auf unserer Homepage
vorbeischauen oder uns auf Facebook liken, dann verpasst man auch nichts.
85live:
Zu Ihnen persönlich? Seit wann sind Sie im Verein tätig? Wie sind Sie zum ASV
gekommen?
R.
Binnewerg: Ende 2009 bin ich als Co-Trainer der 1.Damen und Trainer der
männlichen
C-Jugend-Oberliga-Team (damals innerhalb der HSG Red/Blue) von Aumühle
zur SG Bergedorf/VM gewechselt. 2010 hat mich dann Klaus Hinz gefragt, ob ich
in den Vorstand des ASV85 kommen würde. Mit dem Aufstieg der 1.Damen in die
Hamburg-Liga (Verbandsliga) wurde ich dort Teammanager und beim ASV85 2.
Vorsitzender und Geschäftsführer. Aktuell beschäftige ich mich aber sportlich
gesehen nur mit dem ASV85.
85live:
Geschäftsführer- und Vorstandstätigkeit frisst doch enorm viel Freizeit auf.
Warum tun Sie sich das an, was reizt Sie, für einen Sportverein tätig zu sein?
R.
Binnewerg: Meine Frau stellt mir ab und zu die gleiche Frage, von daher bin ich
darauf vorbereitet. Ich glaube daran, wenn
jeder seine vorhandenen Kompetenzen richtig einbringt, dann wird es
allen besser gehen. Ich stelle mein Wissen und meine persönlichen Fähigkeiten,
im sozialen Interesse, dem Sport zur Verfügung. So gelingt es einen geregelten,
sauberen und zukunftsorientierten Sport anzubieten um somit vielen Kindern,
Erwachsenen und Senioren ein tolles Betätigungsfeld zu ermöglichen.
85live:
Es hat sich bei uns so eingebürgert, unseren Interviewpartner mit der berühmten
guten Fee zu konfrontieren: Was sind Ihre drei Wünsche?
R.
Binnewerg: Eine vereinseigene Halle, einen Kunstrasenplatz und einen ASV
Bergedorf 85 mit einer 4-stelligen Mitgliederzahl.
85live: Vielen
Dank für das Interview !!!
(Foto: 85live-Die Elsternpost)
(Foto: 85live-Die Elsternpost)
Gefunden in der Bergedorfer Zeitung:
AntwortenLöschenhttp://www.bergedorfer-zeitung.de/printarchiv/lokalsport/article125656409/Von-Elstern-und-Kanarienvoegeln.html