Er ist berühmt berüchtigt, der Grandplatz an der Brucknerstraße. Selbst die Mehrzahl der USC-Spieler hegt einen Groll gegen die rote Asche, enthüllte die Stadionzeitung "Paloma-Aktuell". So titelte man: "Kultstätte Brucknerstraße - Zwischen Liebe und Hass". Der heutige Vormittag dürfte weiter zum Kultstatus beitragen. Schuld daran war diesmal das Wetter - das Aprilwetter oder Schietwetter. Wie auch immer, die strahlend weiße Nummer 8 auf dem Rücken von Deran Toksöz war nach 70 Minuten nicht mehr zu erkennen. 50 Minuten frührer war sie jedoch noch sehr gut zu entziffern. Von der rechten Seite beförderte der Mittelfeldmann einen Freistoß mustergültig in den Strafraum und auf das Haupt von Abwehrchef Oliver Leinroth. Der Routinier köpfte sicher ein - 1:0 nach 20 Minuten. Verdient, denn bis dato hatten die Elstern das Geschehen unter Kontrolle. So verfehlte ein schöner Schuss von Marten Pfahl nur knapp das USC-Gehäuse.
Doch nur drei Minuten nach der Führung fingen sich die Elstern den Ausgleich ein. Palomas Nr.2 setzt sich an der Strafraumgrenze durch und trifft mit einem Sonntagsschuss unter die Latte.
Geschockt? - Nein, nicht die Elstern. Anders als noch zu Saisonbeginn, gehen sie mit der Jetzt-erst-Recht-Mentalität zu Werke und fingen an, den USC in seiner Hälfte einzuschnüren, auch wenn der Regen nur so runterprasselte. Laufbereitschaft und Mannschaftsdienlichkeit waren in dieser Phase die Elstern-Trümpfe. Besonders über rechts, die Seite von Philip Pettersson, gings nach vorne. Es wurde gedoppelt und gekämpft - mit Auge: Kutay Keklikci spielt einen weiten Pass auf die freie linke Seite, zu Fatih Gürel. Dieser sucht den schnellen Abschluss, den USC-Keeper Frank Dröge erstmal parieren kann, den Ball jedoch genau auf 85-Mittelfeldspieler Marten Pfahl lenkt, der so quasi unfreiwillig zur erneuten Führung trifft (32. Minute).
85 weiter am Drücker, während der USC nicht viel zu bieten hat. Nur kurz vor der Pause gibts nochmal Freistoß für die Gastgeber. Von rechts, ähnlich wie beim 1:0, fliegt der Ball in den Elsternstrafraum, bis zum langen Pfosten. Dort steht ein Palomate völlig frei und schiebt ein. "Sowas Blödes," kommentierte Elstern-Trainer Manni Nitschke nach Spielende den Ausgleich in der 44.Minute.
15 Minuten und viele Regentropfen später standen zwar die gleichen Spieler wie vor dem Seitenwechsel auf dem "Roten Feld", jedoch war der Schwung weg! Gürel hatte in der 53. die erneute Führung auf dem Fuß, als er frei vor Dröge stand und den mitgelaufenen Iscan übersah, das wars aber auch an richtigen Chancen in Hälfe zwei.
Paloma rückte auf, ging früher und energischer zum Ball und gab den Elstern so keine Entfaltungsmöglichkeiten mehr. "Deran, spiel einfach," schrie Kapitän Leinroth seinen Mitspieler an, aber nicht mal die einfachen Pässe wollten mehr ankommen. Glück nur, dass Paloma ebenfalls keine Torgefahr ausstrahlen konnte. "Insgesamt hat das Spiel dann an Qualität verloren. Keiner wollte mehr verlieren," so Nitschke, der auch bei seinen Auswechslungen kein Risiko einging. Erst in den letzten Minuten kamen die Gastgeber gefährlich vors Elsterntor. Vor allem Standardsituationen ließen die eh schon kalten Glieder der Elsternfans zittern. Und fast hätte es noch für die Palomaten gereicht. In der letzten Spielsekunde segelt 85-Torhüter Tobias Braun, sonst sicherer Rückhalt, am Ball vorbei und ein USC-Stürmer steht frei vorm leeren Kasten. "Da haben wir Glück gehabt, dass der das Ding an die Latte schmiert," analysiert Nitschke, schiebt aber gleich nach: "Das wäre aber auch unverdient."
Bleibt die souveräne Schiedsrichterleistung zu erwähnen, in den letzten Spielen keine Selbstverständlichkeit. Christian Soltow leitete fast fehlerlos und hat sich wirklich einen heißen Rumgrog verdient, genauso wie die Elstern und die Tauben. Denn: Erstere sind seit vier Spielen ungeschlagen, letztere bleiben zu Hause weiter ohne Niederlage - es ist eben die "Kultstätte Brucknerstraße".
Bergedorf 85: Braun - Keklikci, Schäfke, Leinroth, Pettersson - Toksöz, Sobczyk - Pfahl (de la Cuesta), Iscan - Landau (Kalma), Gürel (Veselinovic)
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