Freitag, 1. Dezember 2017

Elstern-Round-Up 30/17




Setzen wir die beiden Spiele gegen den Oststeinbeker SV in Klammern – eckige natürlich – hat unser ASV Bergedorf 85 bisher eine großartige Saison gespielt:
Bis auf ein Unentschieden gegen den Bezirksligaabsteiger FSV Geesthacht alle anderen Partien gewonnen. 46 Punkte aus dann nur 16 Begegnungen sind eine stolze Beute. Sollte 85 an diese beindruckende Bilanz in den restlichen 12 Matches anknüpfen, wird der Aufstieg den Elstern mit der allergrößten Wahrscheinlichkeit nicht zu nehmen sein.

Doch spätestens nach den gescheiterten Sondierungsgesprächen unserer politischen Elite wissen wir auch, dass es vielleicht doch ganz hilfreich ist, den Klammerinhalt rechtzeitig zur Sprache zu bringen.
Politisch völlig unkorrekt gesagt, hat unser Felix Rehr direkt nach dem Spiel in Oststeinbek „den Lindner gemacht“  (Felix, das ist nicht beleidigend gemeint ;-) , als er auf das schlechte Spiel am Meessen seinen Kommentar in die Fernsehkameras zum Besten gab (zum Interview bei Elbkick.tv).
In der Tat war zumindest der Auftritt von 85 in den ersten 45 Minuten eines Spitzenreiters unwürdig. Zum einen der sehr guten Leistung des Gegners geschuldet, aber auch Ausdruck von fehlender Entschlossenheit und Laufbereitschaft oder vielleicht sogar eingeschlichener Selbstzufriedenheit.

Können aus dem Debakel gegen den OSV (In 180 Minuten wurde 2:11 verloren)die richtigen Lehren gezogen werden und der Schalter wie nach dem Hinspiel sofort umgelegt werden?
Es wird nötig sein!
Der nächste Gegner ist stabil!
Setzt man zwei Wochen (25.8.- 8.9.17) vor die – genau Sie wissen schon – Klammer  weißt der SV Börnsen 2 ein Torverhältnis von +3 auf.
In dem besagten Zeitraum unterlag Börnsen Glinde, Reinbek und dem OSV jeweils mit 0:6.
Jetzt zeigt die Formkurve steil nach oben. Ein 2:2 gegen Mümmelmannsberg ist ein deutliches Ausrufungszeichen.

Beim ASV wird aller Wahrscheinlichkeit Kapitän Norman Leßmann wieder an Bord sein!
Am ersten Advent werden die zahlreichen Elstern-Fans sicherlich das letzte Spiel in diesem Jahr angemessen gekleidet verfolgen und ihre Jungs hoffentlich zu weiteren drei Punkten anfeuern.
Anpfiff: Sonntag, der 3.12.2017 um 14 Uhr Stadion Sander Tannen

Bis auf die D-Juniorinnen sind am ersten Wochenende im Dezember alle Fußballteams des ASV Bergedorf 85 im Einsatz:

Traditionell eröffnen die Elstern-Oldies das Fußballwochenende an den Sander Tannen. Diesmal sind die Senioren des ASV Bergedorf 85 dran, die heute um 19:30 Uhr Tonndorf Lohe empfangen.  Nach einem grandiosen Start als Aufsteiger in Hamburgs höchster Seniorenliga ist 85 etwas abgerutscht in der Tabelle. Aber ein 6. Tabellenplatz mit 14 Punkten ist aller Ehre wert. Der Gegner aus Tonndorf ist Vorletzter mit acht Zählern. Aber Vorsicht. Das Hinspiel endete torlos.
Diesmal werden beide Torhüter die Bälle aus dem Netz holen müssen. Unser Tipp: 3:1 für den ASV!

Die 2. D-Junioren spielen am Samstag um 13:30 Uhr in der Halle in Wilhelmsburg im Rahmen der Hallenspielserie. Seit Anfang November stehen 18 Spiele bis Ende Januar 2018 auf dem Spielplan. Die Jungs von Trainer Ingo Arndt liegen bisher im guten Mittelfeld der Tabelle. Unser Tipp für Samstag: Zwei der drei Spiele werden gewonnen!

Unsere neugegründeten 1. Alten Herren reisen am Samstag gen Osten. Um 15 Uhr ist beim FSV Geesthacht, der aber nach Düneberg ausweichen muss,  Anpfiff. Ein harter Brocken, ist die Heimmannschaft doch Tabellenführer.  In der Liga mit 12 Teams ist der ASV 10 mit sieben Punkten.
Es ist mehr als beachtlich,  was in der kurzen Zeit schon in diesem Bereich gewachsen ist. Nicht nur, dass Dietmar Gietzen sich jetzt im fortgeschrittenen Alter zum Torjäger entwickelt ist bemerkenswert, nein auch die Tatsache, dass die Mannschaft regen Zulauf erfährt und auch aktive Fußballerische Unterstützung aus der Schiedsrichterabteilung erhält – Florian Baum steht zwischen den Pfosten. Wo wir beim Tipp für morgen wären: Trotz unermüdlichen Kampf setzt es eine 1:5 Niederlage . Das Bier wird nach dem Spiel aber trotzdem schmecken!

Jugendabteilungsleiter und Trainer der 1. D Jugend Paul Schäfer hat sich diesen Winter gegen die Halle entschieden und spielt mit seinem Team draußen weiter. Auf dem Kunstrasenplatz an der Krusestraße wird am Sonntag um 12:30 Uhr gegen den Lauenburger SV angepfiffen.
Unser Tipp: Paul wird drei Tore seiner Elstern bejubeln !

Der jüngere Jahrgang der B-Jugend , unsere 2.B, muss am Sonntag um 13:30 Uhr ihr Spiel in Billstedt nachholen. Ausgefallen ist damals das Match nicht, weil irgendein Schrott aus dem Boden im Hein-Klink-Stadion ausgebuddelt werden musste, sondern das Wetter unseren Jungs einen Streich spielte. 4:1 führte man gegen Billstedt-Horn doch dann regnete und stürmte es zu stark, so dass der Schiedsrichter abbrach.
Ganz so deutlich wird es heuer nicht, aber mit einem Sieg kehrt unser Nachwuchs nach Hause – so zumindest unser Tipp!

Die ältere B-Jugend spielt am Sonntag parallel zur 1. Herren. Um 14 Uhr wird auf dem Kunstrasen Este 06/70 empfangen. Die B-Jugend verbessert sich stetig auf dem Platz wie auch personell.  Nicht nur deswegen tippen wir, dass das Hinspiel-Resultat umgedreht werden wird: 3:1 für 85 !!

Die kleinen Elstern unsere E-Junioren – zieht es am Sonntagnachmittag in die warme Halle nach Lauenburg. Vier Spiele stehen ab 15:30 Uhr auf dem Programm. Dort sagen wir insgesamt 2 Tore für die Kleinen voraus und dazu ganz viel Freude und Zufriedenheit über das Erlebte !!!

Alle Ansetzungen und Termine auf der großen Vorschau der Fußballseite des ASV Bergedorf 85

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Berichte aus den anderen Abteilungen des Vereins:

Schwimmen:
Großartige Erfolge verzeichnen die Schwimmer der SG Bille, deren Stammverein der ASV Bergedorf 85 ist. Bei den Hamburger Kurzbahnmeisterschaften im Leistungszentrum Dulsberg konnten sage und schreibe 33 Meistertitel errungen werden.
Ein herzlichen Glückwunsch an den Abteilungsleiter Wolfgang Jordt !!!

Handball:
Zum absoluten Spitzenspiel kam es letztes Wochenende in Bergedorf:
Die 1. Damen der SG Bergedorf/ VM (Stammvereine ASV Bergedorf 85/ SC Vier- und Marschlande) empfingen den Verfolger der SG Wilhelmsburg. Ein dramatisches Spiel. Nach einem sechs Tore Rückstand gelang eine große Aufholjagd, die am Ende nicht ganz gekrönt wurde. Trotz der 24:25 Niederlage bleiben die Damen aber vorne.

Die Herren der Schöpfung säumen leider das Tabellenende in der Hamburg-Liga.  Daher fast sensationell der Punkterfolg letztes Wochenende gegen den Spitzenreiter!
(zum Spielbericht)

Dieses Wochenende sind sowohl die Damen als auch die Herren spielfrei !

Alle Infos zu den Handballern gibt es hier !

Dart:

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus:
Am den Freitagen (8.+15.12.2017) veranstaltet die Steel-Dart-Abteilung in Kooperation mit dem Vereinshaus  des ASV Bergedorf 85 Jugendtage:
























Last but not least eine Einladung zum 1. Advent:
Am Sonntag findet in unserem Klubhaus zwischen 13 und 16 Uhr das große Weihnachtsbasteln statt. Alle Infos dazu gibt auf der Homepage des ASV Bergedorf 85:


In diesem Sinne wünschen wir Ihnen ein schönes erstes Adventswochenende  !!!

Foto: Archiv 85live

Freitag, 24. November 2017

OSV wie aufgedreht – Elstern verlieren 5:1 in Oststeinbek

Es war mächtig was los am Meessen.
So viele Fans begleiteten den ASV Bergedorf 85 wie seit Jahren nicht mehr: Lautstark zog die Anhänger-Karawane die Möllner Landstraße hinauf zum Sportplatz.
Auf dem Spielfeld gaben aber die Hausherren den Ton an. Die ersten 45 Minuten zog der OSV groß auf. Vielleicht der beste Fußball, der in der Kreisliga 3 seit Jahren gesehen wurde.
Hoch motiviert und druckvoll wurde 85 keine Chance gelassen. Gefühlte 80 Prozent der Zweikämpfe gewann das Gottschling-Team. Quirlig und dabei technisch anspruchsvoll in die Spitzen.
So war es nur eine Frage der Zeit, wann das 1:0 fallen würde. In der 15. Minute wurde wieder über rechts ein Mann freigespielt, die Hereingabe verwertete der überragende Stürmer Maxi Kochsiek, der in der 39 Minute mit einem Heber auch das 2:0 erzielte. Kurz vor dem Halbzeitpfiff durch einen mächtigen Distanzschuss von Nicklas Frers das 3:0.
Elstern-Keeper Marc Stückler verhinderte noch einen deutlichern Rückstand.
Der ASV Bergedorf 85 kam überhaupt nicht zum geordneten Spielaufbau. Eine halbe Chance durch einen Kopfball von Stephan Funk nach einer schönen Flanke von Gregor Krahn – das war alles.
Einzig die Fans machten Regionalligareife Stimmung.
Nach dem Wechsel war 85 besser im Spiel. Oststeinbek musste dem wahnsinns Tempo der ersten Halbzeit anscheinend Tribut zollen.
Jetzt lag das Tor für dem ASV in der Luft. Als das denn durch Stephan Funk fiel, war es ein ganz anderes Spiel. OSV plötzlich nervös, die Spieler meckerten sich gegenseitig an. Sollte 85 den Anschluss schaffen, wäre alles wieder offen.
Und tatsächlich lag der Ball in der 68. Minute im Tor des Gastgebers. Doch aufgrund einer Abseitsstellung wurde es nicht anerkannt.
Bergedorf aber jetzt konstruktiver. In dieser Phase dann aber durch einen Konter das 4.1 . Damit war die Messe gelesen. In der Nachspielzeit sogar noch das 5:1.

Insgesamt ein hochverdienter Sieg für den OSV.
Beeindruckend aber auch die Schiedsrichterleistung von „Bobby“ Schnehagen, der durch seine bekannte Art der Kommunikation mit den Spielern Konfliktsituationen schon im Ansatz deeskalierte.
Mit manch anderem Spielleiter wäre das Match vielleicht aus dem Ruder gelaufen.


Trotz dieser zweiten Saisonniederlage ist für den ASV die Situation nach wie vor gut. Sehr wahrscheinlich wird man in dieser Spielzeit nicht mehr auf einen so starken Gegner treffen. Volle Konzentration nun auf das Heimspiel gegen Börnsen II, gegen die dann auch hoffentlich wieder Elstern-Kapitän Norman Leßmann dabei sein kann, dessen Ausfall heute nicht kompensiert werden konnte.

Spielbericht bei Elbkick.tv

Stimmen zum Spiel bei Elbkick.tv

Mittwoch, 22. November 2017

Interview mit dem ehemaligen Elstern-Spieler Matthias Heidrich: „Mir war als unbedarfter 18-Jähriger nicht wirklich klar, was das für eine große Nummer im Hamburger Amateurfußball war“



 85live: Der große italienische Torhüter Gianluigi Buffon stand kürzlich für seine Gli Azzurri zum letzten Mal im Tor. Buffon ist 39 Jahre alt – genauso alt wie Du bist. Matthias, warum hast Du bereits 2009 im zarten Alter von 31 Jahren mit dem Fußball aufgehört?

Matthias Heidrich: Ich hätte früher auch gedacht, dass ich so lange spiele, wie mich die Füße tragen. Aber der „frühe“ Zeitpunkt meiner Abdankung (-: hatte andere Gründe. Ich war beruflich immer mehr eingespannt, Spät- und Wochenend-Dienste, und privat kündigte sich Nachwuchs an. Mir war klar, dass es mit ambitionierten Amateurfußball, der doch viel Zeit beansprucht, nicht mehr geht, ohne ständig einen Spagat machen zu müssen. Offen gestanden hatte ich zu diesem Zeitpunkt nach vielen Jahren, in denen Fußball die Hauptrolle für mich gespielt hatte, auch etwas die Lust am Kicken verloren. Die Prioritäten hatten sich einfach verschoben: Es war an der Zeit, dass meine Frau, mit der ich zusammen bin seit ich 17 Jahre alt bin und die sich jahrelang nach meinem Fußball-Zeitplan gerichtet hat, und die werdende Familie den Takt vorgeben. Ein bisschen Wehmut ist aber ab und zu dabei, wenn ich an einem Fußballplatz vorbeigehe…    

85live: Trotzdem hast Du auch eine erlebnisreiche Karriere hinter Dir. Du bist vor allem zwischen drei Vereinen hin- und hergesprungen? Was waren Deine Stationen, als Spieler?

Matthias Heidrich: Nach den Jugendstationen TSV Glinde und VfL Lohbrügge durfte ich meine ersten Schritte im Herrenbereich bei den „Elstern“ machen. Mir war als unbedarfter 18-Jähriger nicht wirklich klar, was das für eine große Nummer im Hamburger Amateurfußball war. Das wurde mir erst im Laufe der ersten Saison klar. In der damaligen Verbandsliga spielten wir um den Oberliga-Aufstieg, mit Vorwärts Wacker als Hauptkonkurrenten. In Billstedt und auch an den Sander Tannen waren jeweils über 1.000 Zuschauer, das war schon geil. Meister wurden wir leider nicht, schafften aber über den Umweg Aufstiegsspiele gegen Felde den Aufstieg. Im Hinspiel in Bergedorf traf ich zum 1:1 und lief jubelnd zu meinen Kumpels auf der Tribüne. Zu der Zeit hatte ich gerade mein Abitur gemacht. Meine Freunde waren direkt vom Abi-Zelten gekommen, das ich, ganz verantwortungsvoll früh und nüchtern verlassen hatte. Es hat sich gelohnt…
Um den nächsten Schritt zu machen, zog es mich nach dem Oberligaabstieg der „Elstern“ zum SC Concordia. Dort hatten wir wirklich eine Super-Truppe mit Spielern wie Piet Wiehle, Helge Mau oder auch den jungen Norman Lund. Es gab aber finanzielle Probleme, so dass sich fast alle Spieler nach einem Jahr verabschiedeten. Als Rainer Wysotzki, damals Manager und zuvor mein erster Trainer bei 85, fragte, ob ich mir vorstellen könnte, zurück zu den „Elstern“ zu kommen, hatte ich mich im Prinzip schon entschieden. Dass es dann zwischen Bergedorf und dem Meiendorfer SV noch zweimal hin und her ging, ist schon ungewöhnlich, hatte jeweils aber seine Gründe. Nicht missen möchte ich auch die abschließenden vier Jahre beim FC Voran Ohe. Das war eine klasse Zeit, mit tollen Erfolgen, auch so manchen Nackenschlägen und vielen netten Menschen, die ich kennenlernen durfte.  

85live: Kannst Du Dich noch an Dein erstes Spiel im Elstern- Trikot erinnern?

Matthias Heidrich: Allerdings. Das war ein Testspiel in der Sommervorbereitung in Havighorst auf einem staubtrockenen, harten Grand mit 1970er-Jahren Gedächtnis-Baumwolltrikots, die schon beim Auflaufen klitschnass waren. Dass Kritik an den Klamotten bei Zeugwart, Original und Club-Ikone Hein Häring, Gott hab ihn selig, gar nicht clever ist, merkte ich schnell. Ich hab die Dinger sogar richtig lieben gelernt und meins nach dem Sieg in Felde und dem Aufstieg in die Oberliga auch behalten… Die Frage zielte vermutlich eher auf das erste Punktspiel ab, doch da bin ich mir nicht mehr ganz sicher, wo das war. Dass ich gleich in der ersten Saison mehr oder weniger Stammspieler war, hatte auch mit dem tragischen Foul zu tun. Henning Schlottmann, als Stürmer neben „Knipser“ Jörg Witzke gesetzt, brach sich im Derby gegen den VfL Lohbrügge nach einem üblen Tritt von Devrim Tanriver Schien- und Wadenbein und fiel lange aus. So bitter es war, das war meine Chance und ich hab sie glaube ich ganz gut genutzt.

85live: Deine Trainer waren damals Rüdiger Schwarz und Manni Nitschke, die manchmal an Dir verzweifelten... Stichwort „Ewiges Talent“. Was mögen die beiden damit gemeint haben?

Matthias Heidrich: Ist mir völlig unverständlich… (-: Nun ja, vielleicht, dass ich als extrem geselliger Typ auch für die Freuden der dritten Halbzeit sehr empfänglich war, um es mal vornehm auszudrücken. Unter dem Strich haben sie Recht: Ich habe aus meinen Möglichkeiten, die glaube ich ganz ordentlich waren, zu wenig gemacht. Extra-Schichten wären für mich wichtig gewesen, da ich nie eine Laufziege war. Nun ja, jetzt wo ich alte 39 Jahre bin, weiß ich das. Damals mit bummelig 20 habe ich darüber nicht wirklich nachgedacht. Mein Fehler…


85live: Du kannst Dich jetzt „rächen“. Wie war damals das Training und was zeichnete Manni und Rüdiger aus?

Matthias Heidrich: Offen gestanden, war das Training unter Rüdiger ziemlich eintönig. In der Rückschau, bei den heutigen Trainingsgewohnheiten, ist das natürlich ziemlich leicht zu sagen und vielleicht auch etwas unfair. Aber der Erfolg gab ihm Recht. Die Grundlage war da eher immer die Mannschaftszusammenstellung vor der Saison. Rüdiger holte immer wieder richtig gute Kicker nach Bergedorf, die in den Ligen, in denen wir gespielt haben, vielleicht sogar etwas unterfordert waren. Mir fallen da Namen wie Habimani Shabani, Markus Burmester oder nicht zuletzt Andreas Kunze ein. Andreas war damals schon über 30, aber immer noch der Schnellste und Beste, obwohl Manni ob dessen bescheidener Trainingsteilnahme-Statistik einmal bemerkte: „Der kriegt schon ne Grippe, wenn im Fernsehen ein Fenster auf ist“. Das beschreibt auch ganz gut die Stärke Mannis und Rüdigers: das Menschliche.  


85live: Deine drei herausragenden Spiele für den ASV Bergedorf 85?

Matthias Heidrich: Puh, schwierig. Die Aufstiegsspiele im ersten Jahr gegen Felde und die Duelle mit Wacker hatte ich schon erwähnt. Nie vergessen werde ich auch die Oberliga-Aufstiegsspiele später unter Rüdiger gegen Neumünster. Beim VfR hatten wir 0:1 verloren, wegen eines Fehlers von mir. Im Rückspiel an den Sander Tannen wollte ich es unbedingt wieder gut machen, brachte uns mit zwei Treffern zur 2:0-Führung auf Aufstiegskurs. Dann verschätzte sich unser Torwart Oliver Grabolle bei einer Flanke, Kopfball, 1:2. Wir waren komplett konsterniert, kassierten noch das 2:2 und Neumünster durfte jubeln. Kein Highlight im positiven Sinne, aber Niederlagen, auch extrem bittere, gehören eben dazu. Als letztes würde ich noch das DFB-Pokal-Spiel gegen den VfL Wolfsburg nennen. Über 6.000 Fans an den Sander Tannen, wir gingen durch ein Traumtor von Arne Klein, das zur Wahl zum „Tor des Monats“ stand, 1:0 in Führung. Dann machten die Bundesligaprofis ernst. Ich erinnere mich noch, wie Martin Petrov nach einer Ecke für uns den Ball am VfL-Strafraum bekam und gefühlte fünf Sekunden später zum 2:1 auf der anderen Seite traf. Unserem schnellsten Mann, Mike Kudling, hatte er dabei aussehen lassen wie einen Alte-Herren-Kicker. Ebenso wie Andrés D’Alessandro mich ein ums andere Mal. Es war das erste Pflichtspiel des Argentiniers im Wolfsburger Trikot. Der wollte natürlich mal zeigen, warum der Club Millionen für ihn ausgegeben hatte. So schnell wie der mit dem Ball an mir vorbei war, konnte ich manchmal gar nicht gucken. Am Ende hieß es 1:6 aus unserer Sicht und viele, die sich schon weiter wähnten, ich eingeschlossen, wussten nun, wie hoch die Trauben im Profifußball hängen.


85live: Dann ging es zu Cordi? Bernd Enge (?) hat Dich ins Marienthal gelockt?

Matthias Heidrich: Nein, Bernd Enge war damals nicht mehr im Boot, als ich zu Concordia ging. Der damalige Trainer Thomas Bornhöft rief mich an. In der Hamburger Auswahl hatte ich zudem schon mit einigen Talenten des SCC zusammen gekickt, die ihm wohl einen Tipp gegeben haben. Tragisch: Als ich letztlich im Marienthal aufschlug, war unser Trainer Kurt Hesse. Thomas Bornhöft kam in diesem Sommer bei einem Autounfall in Spanien ums Leben. Ich kannte ihn nur kurz, aber es war zu merken, dass er ein netter Mensch gewesen war. Alle, die schon länger bei Cordi mit ihm zusammen gearbeitet hatten, hatten an der Tragödie schwer zu knabbern. Auch deshalb war es ein besonderes Jahr bei Cordi.
Für mich persönlich war Concordia noch aus einem anderen Grund wichtig. Manager war damals Michael Schickel, Sportchef der „Hamburger Morgenpost“. Über ihn durfte ich ein Praktikum bei der „Mopo“ machen und ich merkte schnell, dass das meine Zukunft ist.


85live: Lange hast Du auch für Meiendorf gespielt und da einen Menschen kennengelernt, der heute die Geschicke des ASV Bergedorf 85 mit verantwortet…

Matthias Heidrich: Richtig, wir reden über Jörg Franke. Damals war er Manager beim MSV und ich erinnere mich gerne an die Zeit mit ihm zurück. Er ist vom selben Schlag wie Rüdiger oder auch Manni: einfach ein netter Mensch. Da habe ich auch zufällig eine Anekdote parat (-: Ich als Spieler und er der Manager haben im Sommer-Trainingslager in Schneverdingen mal ein Zimmer geteilt, weil ich später anreiste und eben „nur“ noch ein Plätzchen bei Jörg frei war. Das war an sich auch kein Problem, aber ich hätte nach dem Mannschaftsabend eher einen anderen Spieler gebraucht, der auch hätte aufstehen müssen, um pünktlich zum Training zu kommen. Jörg scherte das nach einer kurzen Nacht im Disco-Keller des Hotels, das nannte man früher Teambuilding (-:, zu Recht wenig. So schliefen wir beide den Schlaf der Gerechten und ich stolperte doch mit einiger Verspätung zur morgendlichen Einheit auf den Platz. Gott sei Dank war Trainer Frank Stolina am Abend zuvor auch dabei gewesen und schaute mal schnell weg, als ich kam. Insofern kann ich die heutigen „Elstern“ nur vor dem Zimmerpartner Jörg warnen, aber als Chefcoach darf er bestimmt alleine nächtigen…


85live: Schon zu Zeiten als Spieler hast Du für die Bergedorfer Zeitung „gejobbt“. Du bist dem Metier treu geblieben. Was machst Du jetzt beruflich?

Matthias Heidrich: Ich bin dem Journalismus tatsächlich treu geblieben. Anfang 2007 ging ich von der „bz“ zum NDR. Dort bin ich noch heute und darf auf NDR.de über Fußball, Handball oder auch Tennis schreiben. Beim Thema Leichtathletik oder Olympia sind meine Texte auch auf sportschau.de zu finden. In diesem Zuge durfte ich von den Olympischen Spielen in London 2012 und auch in Rio 2016 von vor Ort berichten. Das waren tolle Erlebnisse, an die ich bei meinen Anfängen bei der „Bergedorfer Zeitung“ nicht im Traum gedacht hätte. Trotzdem steht mein Name auch heute noch ab und zu in der „bz“. Für die Rubrik „Volkers Welt“, die immer sonnabends erscheint, schreibe ich gelegentlich. Dann aber selten über Sport.


85live: Komischerweise sind einige Elstern-Spieler Journalisten geworden. Hast Du noch Kontakt zu ehemaligen Elstern, vielleicht sogar zu Deinem Berufskollegen Robert Matiebel (u.a Bild Berlin)?

Matthias Heidrich: Mit Robert, der wie ich übrigens auch aus Glinde kommt, habe ich noch eine Saison bei den „Elstern“ zusammengespielt. Beruflich sind wir uns noch nicht wirklich über den Weg gelaufen. Kontakt habe ich ab und zu noch zu Gorden Wilkens, der das Tor der „Elstern“ gehütet hat. Der hat aber nichts mit Journalismus zu tun… (-:


85live: Wenn Du einen Kommentar für den NDR zum Videobeweis schreiben müsstest, würde der positiv oder negativ ausfallen?

Matthias Heidrich: Gute Idee, schlechte Umsetzung würde ich aktuell drüberschreiben. Bei den klaren Fehlentscheidungen sollte die Technik helfen, den Fußball „gerechter“ zu machen. Man darf ja auch nicht vergessen, dass an der Entscheidung Tor oder nicht, mittlerweile nicht selten Millionen und manchmal sogar Arbeitsplätze hängen. Das kann man an sich verurteilen, ist aber die Realität. Dass sich der DFB mit transparenter Kommunikation schwer tut, könnte das Ganze aber wieder zu Fall bringen. Da sind Herr Grindel und Co. gefordert, nicht zuletzt bei der Baustelle Schiedsrichterwesen. Aktuell könnte man den Eindruck gewinnen, viele wollen weiter den Schiedsrichter auf dem Platz zur ärmsten Sau machen, weil alle sehen, dass eine Fehlentscheidung vorlag, nur eben er nicht ohne Videobeweis. Das kann es auch nicht sein. Die Abläufe müssen natürlich verbessert werden, aber was auch viele vergessen: Das ist eine Testphase. Unter dem Strich neigt der Mensch halt zum Motzen.


85live: Was viele gar nicht wissen, Deine Magisterarbeit beschäftigte sich mit dem ASV Bergedorf 85. Wie kam es dazu und wurde sie ganz gut bewertet?

Matthias Heidrich: Lange wusste ich nicht, worüber ich schreiben sollte. Ich bin dann eher zufällig, bei einem Besuch der 85-Geschäftsstelle, darauf gekommen. Da fielen mir unzählige Aktenordner mit alten Zeitungsausschnitten über die „Elstern“ ins Auge. Ein kleines 85-Archiv sozusagen. Wenn man dann noch weiß, dass dieser Club in den 1950er und -60er Jahren eine noch viel größere Bedeutung hatte, war der Weg zur Magisterarbeit mit dem Titel „Zur gesellschaftlichen Bedeutung des Fußballsports am Beispiel des ASV Bergedorf 85“ nicht mehr weit. Ich weiß es nicht mehr genau, aber sie wurde glaube ich mit 1,8 bewertet, was ungefähr einer 2 entspricht. Wenn man bedenkt, dass ich sie parallel zur EM 2008 geschrieben habe und zum ersten Spiel natürlich vor dem Fernseher saß, ganz okay… (-:


85live: Wenn wir uns richtig erinnern, war Deine Rückennummer die 13 (?). So wollen wir mit der 13. Frage das Interview schließen: Verfolgst Du noch etwas den Hamburger Fußball speziell auch den ASV Bergedorf 85? Hast Du einen Ratschlag für die Zukunft und kannst Du Deinen Spitznamen Heidi noch hören?

Matthias Heidrich: Ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn mich jemand „Heidi“ nennt. Passiert heute aber ganz selten. Das war schon so ein Fußballding. Sobald ich aber einen alten Weggefährten treffe und er mich so nennt, kommen immer schöne Erinnerungen hoch. Zu Meiendorfer Zeiten hatten wir uns sogar mal Jacken mit den Spitznamen vorne drauf machen lassen und sind so losmarschiert. Wenn bei dir dann ein Frauenname vorne drauf steht, ist das erste Gesprächsthema schnell gefunden… (-:
Ich schaue schon ab und an, wie meine alten Clubs so spielen. Auf den Platz schaffe ich es aber eigentlich gar nicht. Mittlerweile kenne ich als 39-Jähriger (!) auch kaum noch jemanden. In Bergedorf wären das wohl eher die Menschen drum herum, wie eben Jörg oder Manni. Ich hoffe natürlich, dass die „Elstern“ den Aufstieg in dieser Saison schaffen.


85live: Vielen Dank für das Interview !!!