Mittwoch, 26. Juli 2017

Was macht eigentlich.... Klaus Vogel? Der langjährige 85-Kapitän und Spielertrainer beim "Bayern-Spiel" im Interview!



Von den aktuellen Elstern-Spielern wird kaum einer was mit dem Namen Klaus Vogel anfangen können. Würden aber die 85-Kicker Ihre Trainer fragen, wer das denn sei,  Jörg Franke und Jürgen Paap würden ins Schwärmen geraten…

Wir sind sehr froh, dass wir mit dem langjährigen Kapitän des ASV Bergedorf 85, der ein ganzes Jahrzehnt an den Sander Tannen mitprägte, ein Interview führen durften.

Vielen Dank auch an Detlef Schlottmann, der den Kontakt herstellte.
(Zum Vergrößern der Zeitungsartikel einfach auf das Bild klicken)


85live:  Herr Vogel, wenn man mit langjährigen Elsternfans über alte Zeiten spricht, fällt immer wieder ein Name: Klaus Vogel ! Sie waren gefühlt eine halbe Ewigkeit Kapitän des ASV Bergedorf 85.  1971 wechselten Sie vom SC Concordia zu den Elstern. Was waren die Gründe für den Wechsel und können Sie sich noch an Ihr erstes Spiel im 85-Trikot erinnern?
Klaus Vogel: Der damalige Trainer bei Concordia - Reinhold Ertel - war mehr fixiert auf die älteren Spieler und gab den jungen Spielern kaum Einsätze und somit Chancen sich weiter zu entwickeln. „85“ hatte dagegen mit Heinz Werner einen Trainer der die jungen Spieler gefördert hat. Wie man jetzt im nachhinein weiß, war der Wechsel eine sehr gute Entscheidung von mir.
1. Pflichtspiel vs. Göttingen
Das erste Pflichtspiel für „85“ war gegen Göttingen 05 im DFB Vereinspokal. Wir verloren 2:4 vor ca. 2.000 Zuschauern.


85live:  Unser Chronist erinnert sich in seinem Rückblick an Ihr erstes Auftreten mit Bergedorf im Rückspiel im Stadion Marienthal: „Pfiffe gab es bei der Durchsage der Mannschaftsaufstellungen, das Wandsbeker Publikum konnte dem Ex – Spieler Klaus Vogel nicht verzeihen, daß er seine Zelte in Bergedorf aufgeschlagen hat. Die Pfiffe hätte sich das Publikum besser gespart, denn die hatten auf Klaus Vogel eine stimulierende Wirkung: in der 6. Spielminute überwand er Torhüter Hofsommer mit einem Kopfball zum 1 : 0 für den ASV“
Zeitungsausschnitt Cordi-85
Sie waren  in der ersten Saison sehr torgefährlich und haben auch einige Buden gemacht. Auf welcher Position haben Sie damals gespielt? Hat Trainer Heinz Werner Sie genau richtig eingesetzt?
Klaus Vogel: Das stimmt. Ich wurde mit Pfiffen empfangen. Das hat mich eher motiviert als verunsichert. Ich habe 1 Tor geschossen, die Zuschauer wurden ruhig und wir wurden durch ein 2:1 vor ca. 4.000 Zuschauern vorzeitig Meister.

Ich habe in der 1. Saison 12 Tore gemacht. Trainer Werner hat mich im defensiven Mittelfeld - heute würde man sagen - auf die „6“ eingesetzt. Zu diesem Zeitpunkt genau die richtige Position für mich. Ich konnte meine läuferischen und spielerischen Fähigkeiten gut einsetzen.


85live:  Viele Jahre waren Sie Libero an den Sander Tannen. Viele jüngere Fans wissen mit diesem Begriff gar nichts mehr anzufangen. Wie würden Sie die Rolle des Liberos beschreiben und was halten Sie von der nun im „modernen Fußball“ praktizierten Viererkette?
Klaus Vogel: Die Position des Liberos wurde ja von Franz Beckenbauer erst richtig populär. Er funktionierte die frühere Position des „Stoppers“ oder „Ausputzers“ in die des modernen Liberos um. Ein Libero hat das ganze Spiel vor Augen. Er kann es sozusagen lesen, vorausdenken und dementsprechend immer schon dort sein wo der Ball ist. Er kann seine Vorderleute dirigieren. Er bestimmt, ob er vor oder hinter der Abwehr spielt und kann sich immer wieder mit in den Angriff einschalten. Es war in dem System eine sehr wichtige Position aus der man sehr viel gestalten kann.

Die Viererkette ist eine Abwehrformation mit je zwei Außen und Innenverteidigern. Die Viererkette wird meistens mit Raumdeckung gespielt. Die beiden Innenverteidiger spielen meistens im Übergabesystem gegen die beiden gegnerischen Stürmer.


Ich habe mich als Libero sehr wohl gefühlt und meine Freiheiten genossen. Das konnte ich aber auch nur deshalb weil u.a. mit Daniel Glogowski ein unglaublich starker Vorstopper vor mir stand, er hat mein offensives Spiel überhaupt erst möglich gemacht. Er war eine richtige „Kante“ und hat mir im Abwehrbereich viel Arbeit abgenommen. Er war ein toller Spieler und Freund. Leider ist er viel zu früh verstorben.

85live:  Was waren die herausragenden Ereignisse bzw. Spiele in Ihrer Fußballlaufbahn?
Klaus Vogel: Ich habe im Laufe meiner 13-jährigen aktiven Zeit bei „85“ viele herausragende Spiele bestritten. Dazu gehören die vielen Aufstiegsrundenspiele wie z.B. gegen Lüneburger SK vor 10.000 Zuschauern. Norbert Meier und Kay Petersen „kassierten“ die rote Karte von Schiedsrichter Osmers. Wir verloren 1:0 und stiegen nicht auf. Das Spiel endete noch mit einem Eklat weil der Vater von Norbert Meier nach dem Spiel den Schiedsrichter Osmers
mit dem Regenschirm attackierte. Neben den ganzen Aufstiegsrundenspielen ist das größte Highlight natürlich das DFB Pokalspiel gegen Bayern München gewesen. Natürlich
zählten auch die Ortsderbys gegen die TSG Bergedorf dazu.


85live:  Natürlich ist das Pokalspiel 1982 gegen den FC Bayern München darunter. Sie waren zusammen mit Lutz Bendler Spielertrainer, weil der bisherige Trainer Gerd Mewes von sich aus aufgehört hatte. Wie kam es zu diesem ungewöhnlichen Spielertrainerduo?
Klaus Vogel: Gerd Mewes hatte sich mit dem Vorstand überworfen und von heut auf morgen aufgehört.
Lutz Bendler und ich als Mannschaftsführer haben dann kurzfristig den Job übernommen.
Später wurde dann Peter Rohrschneider als Trainer verpflichtet.


85live:  Und dann das unglaublich und wirklich legändere Pokalspiel (zu einer kleinen Dia-Show) gegen Breitner, Hoeness, Rummenigge und Co mit dem Ausgleich der Bayern zehn Sekunden vor Schluss. Sorry für die einfallslose Frage. Was fühlten sie in diesem Moment, als Dieter Hoeness einköpfte? Wie bewerten Sie die Folgen? Hätte die Geschichte des ASV mit einem Sensationssieg anders geschrieben werden können?
10 Sekunden vor Schluss...
Klaus Vogel: In dem Moment war ich sehr enttäuscht, weil ja nur ein paar Sekunden zur Sensation fehlten. Aber, es sollte nicht sein. Ich war sehr Stolz auf unsere Truppe. Wir hatten unglaubliches geleistet. Das war der Höhepunkt meiner Laufbahn als Fußballer. Solche Spiele machst du als Amateur „nicht oft“. Der nächste Gegner wäre Eintracht Braunschweig gewesen. Ich glaube nicht, dass wir diese Leistung noch einmal hätten abrufen können. Braunschweig spielte damals auch in der Bundesliga. Das
Klaus Vogel auf der Titelseite
Bayernspiel hatte aber auch negative Nachwirkungen für unsere Punktspiele. Die Gegner waren plötzlich ganz anders motiviert gegen uns, was zur Folge hatte das wir die Saison im unteren Tabellenende abschlossen. Das war die schlechteste Platzierung meiner 13-jährigen Zeit bei „85“.


85live:  Treffen Sie sich noch ab und zu mal mit Spielern aus diesem Pokalteam, haben Sie noch zu Ihrem Trainerkollegen Lutz Bendler Kontakt?


Klaus Vogel: Mit den Spielern aus dem Pokalteam habe ich keinen Kontakt mehr. Aber ich habe regen Kontakt zu früheren 85-Spielern wie Reiner Schmidt und Wolfgang Drews. Wir sind immer noch eng befreundet.


85live:  Wann und gegen wen war Ihr letztes Spiel für 85.  Danach haben Sie sich ganz auf den Beruf und Familie konzentriert…
 Klaus Vogel: Mein letztes Spiel für „85“ war 1983 gegen VFL Stade. Danach habe ich die Trainerlaufbahn eingeschlagen. Meine erste Station war TuS Aumühle (5 Jahre) dann
TSG Bergedorf (5 Jahre), ETV (2 Jahre), SV Tonndorf-Lohe (1 Jahr) und abschliessend SC Willinghusen (7 Jahre).

Abschiedsspiel: von links nach rechts: Norbert Laband, Udo Niels, Werner Jaschik, Torwart Hoffmann, Peter Danjus, Fiete Tabel, Uwe Bargstädt, Oliver Zapel, Horst Friedrich, Rolf Muruszach, Jürgen Holm, Reiner Wysotzki, Björn Moldenhauer und Betreuer Herman Hansen

85live:  Verfolgen Sie noch das Geschehen im Hamburger Amateurfußball und vielleicht auch die Entwicklung von Bergedorf 85 ?
Klaus Vogel: Ich verfolge sehr wenig das Geschehen im Hamburger Amateurfußball. Meine
jetzige sportliche Herausforderung ist das Golfen im Golf Gut Glinde. Ich spiele mit meiner Familie. Das bringt viel Spaß und man bewegt sich im „hohen Alter“.

85live:  Was haben Sie aus Ihrer langen Zeit als Fußballer „fürs Leben mitgenommen“? Was raten sie jungen Butjes, die vielleicht auch so eine lange Fußballkarriere wie Sie, noch vor sich haben?
Klaus Vogel: Damals hatten wir nur den Fußball. Morgens um 9 Uhr sind wir auf den Bolzplatz gegangen und abends um 18 Uhr verschmutzt zurückgekehrt. Es gab kein Handy, Internet usw. Diese Zeiten damals und heute kann man nicht vergleichen. Ich rate jedem Kind sich sportlich zu betätigen. Es gibt eine Menge Sportarten. Egal was, es muss Spaß machen.


85live:  Vielen Dank für das Interview und alles Gute für Sie !!
Klaus Vogel:  Vielen Dank für Ihre Interviewanfrage


Fotos + Zeitungsausschnitte : privat - von Klaus Vogel zur Verfügung gestellt.

1 Kommentar:

  1. Rainer (Elster)26. Juli 2017 um 20:35

    Klaus Vogel, eines meiner großen Idole der 70er und 80er Jahre. Schön, dass man solche tollen Sportsmänner nicht vergessen hat. Ich lese solche Berichte/Interviews über die "Alten" immer sehr gerne. Vielen Dank und weiter so!

    AntwortenLöschen