Freitag, 4. Mai 2012

Das Vorspiel der 85-Legenden


Die Vorfreude auf den kommenden Sonntag steigt geradezu stündlich. Nicht nur, dass der HSV mit seinem kompletten Kader an die Sander Tannen kommt, sollte die Fans magisch an die Sander Tannen ziehen, auch das großartige Rahmenprogramm ist alle Ehre wert.
Neben dem Spitzenspiel der Frauen-Regionalliga zwischen Holstein Kiel und unseren Elstern-Mädels sowie den Auftritt der zwei tollen Hamburger Bands und den Cheerleadern , ist jeder Elstern-Fan sehr gespannt auf unsere Elstern, die gegen den großen FC Bayern München 1982 im Pokal 89 Minuten 1:0 geführt haben.
Um ca. 13:15 Uhr treffen die tragischen Helden auf ein vom Bergedorfer Urgestein Daniel Glogowski zusammengestelltes Allstar-Team.
Um diese Akteure zu würdigen, gehen unsere Erinnerungen gut 30 Jahre zurück:
1982. Im Februar stellt der (noch) amtierende Bundeskanzler Helmut Schmidt die Vertrauensfrage. Die SPD/ FDP Koalition bestätigt Schmidt im Amt. Gut acht Monate später löst dann doch Helmut Kohl ihn als Kanzler ab.
Bergedorf 85 wird in der Saison 81/82 Dritter hinter dem souveränen Hamburger Meister Hummelsbüttel und ganz knapp geschlagen vom SC Urania. Doch das Verpassen der Aufstiegsrunde kann verschmerzt werden. Denn im Mai 1982 wurde nach langer Unterbrechung zum ersten Mal wieder ein Hamburger Pokalfinale ausgetragen. Der ASV Bergedorf 85 war dabei! Durch ein spätes Tor von Volker Spill konnte mit 1:0 die erste Mannschaft des FC St. Pauli bezwungen werden. Durch diesen Erfolg zog man in die 1. DFB-Hauptrunde ein.
Die Auslosung dieser 1. Runde fand nicht, wie heute üblich, im Fernsehen statt und es gab auch noch keine Live-Ticker bzw. überhaupt PC´s. Trotzdem war die Spannung hoch, auf wen denn 85 treffen würde. Nur durch Informationsdienste über Telefon (1164) konnte man seinerzeit am Ball bleiben. So wählte man am Tag der Auslosung mit zittrigen Händen diese Nummer und hörte die automatische Durchsage. Was man da vernahm, mochte man nicht glauben. Bayern München wurde den Elstern zugelost.
Ende August sollte dann das Spiel stattfinden. Man fuhr mit der Erwartung ins, mit 13.000 Zuschauern bis zum wirklich letzten Platz gefüllten Stadion, bloß nicht zweistellig zu verlieren und einfach das Spektakel zu genießen.
Gute drei Stunden später reichte der Rückweg nicht, um das Erlebte auch nur annährend zu verarbeiten.
Was passierte dazwischen?
Von Beginn an war es eine reine Abwehrschalcht. Aber irgendwie gelang es Rummenigge, Hoeneß, Breitner und Co nicht, ein Tor gegen 85 zu schießen. Halbzeit. Die Fans wurden immer lauter. 68. Spielminute: Volker Spill bekommt in der eigenen Hälfte den Ball. Drehung und ein Zuckerpass in die Spitze. Holger Brügmann rennt alleine auf Jean-Marie Pfaff zu und schießt eiskalt zum 1:0 ein. Sander Tannen ein Tollhaus. Die Zeit verrinnt. Die ASV, ASV -Rufe der Fans steigerten sich zu einem Orkan. Dass 85 vor einer der größten Sensationen der Pokalgeschichte stand, war einem irgendwie aber auch nicht bewusst. Gleich pfeifft Schiedsrichter Mierswa ab. Ein letzter Angriff. 13 Sekunden sollen noch zu spielen sein. Der Rest ist bekannt: Kalle del Haye flankt, Dieter Hoeneß köpft. Stille. Die 85 Kicker sinken zu Boden. Bis auf wenige Hamburger Bayern-Fans sind alle fassungslos.
Trotzdem bereiteten sich folgende Spieler auf die anstehende Verlängerung vor:
Harro Dierks: Eigentlich nur durch die Verletzung von Stammkeeper Michael Sprang zur Nummer eins geworden. Er hielt phantastisch!
Klaus Vogel: Libero und zusammen mit Lutz Bendler Spielertrainer. Elegant und mit viel Übersicht . Bergedorfer Sympathieträger.
Christian Hofmeister: Verkörperte schon damals den modernen Abwehrspieler. Schnell und sehr fair. Wurde später von höherklassigen Vereinen umworben.
Daniel Glogowski: Kapitän. Das Gegenteil von Hofmeister. Eisenhart und fast im jeden Spiel mit einer gelben Karte. Unbändiger Einsatz für den Verein. Später fast 20 Jahr Trainer der Zwoten. Eine wirkliche Bergedorfer Legende!
Günther Bargsten: Spielte Außenverteidiger. Grundsolide und machte seine Seite zu.
Andreas Roloff: Der Mittelfeldrenner. Verkörperte den späteren „Sechser“ Hätte kurz vor Schluss den Ball in die Wolken jagen sollen... Später Amateurtrainer im Harburger Raum und auch Co-Trainer von Rüdiger Schwarz.
Lutz Bendler: da Trainer Mewes kurz vor Saisonbeginn das Handtuch warf, nun Spielertrainer. Seine Ansprache vor dem Bayernspiel zu den Jungs war einmalig (Fernsehen war dabei)
Norbert Jürgens: Einige Fans nannten ihn aufgrund seiner Laufweise „Strandläufer“, doch elegant und mit Auge.
Fred Keller: fleißige Arbeitsbiene mit Torgefahr. Laufwunder. Später auch höherlkassig.
Volker Spill: Kopfballstarker Stürmer mit Torgarantie. Sein Pass zum 1:0 war weltklasse. Vater von Christian Spill.
Holger Brügmann: Hieß lange Dryzga mit Nachnamen. Der kleine Elfer hat sich durch das Tor unsterblich gemacht.
Frank Erb: Pendant zu Bargsten. Sohn von Altonaer und Bergedorfer Fußballlegende Werner Erb . Spielte lange in Bergedorf.
Holger Kalla: Brecher im Sturm !

In der Verlängerung war natürlich nichts mehr zu gewinnen. Dieter Hoeneß machte durch drei Tore ganz schnell alles klar.
Die tapferen Elstern verließen zwar geschlagen den Rasen, doch ihnen wurde hoher Respekt zuteil:
Später im Jahr wurde die gesamte Mannschaft vom Bayern-Manager Ulli Hoeneß zu einem Essen zusammen mit den Müncher Spielern eingeladen.
Nach nun knapp dreißig Jahren kehren die „Helden von 1982“ an die Sander Tannen zurück. Wir freuen uns!
(Zur Diashow des Bayernspiels gelangen Sie durch klicken auf das Foto oben) (Dank nochmal an Andreas Ebel für das bzw. die Fotos)

Zum Sportschau-Mitschnitt bitte hier klicken!

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