Es ist 16 Uhr: Das kleine aber sehr feine Clubheim des SVCN ist sehr gut gefüllt. Auf der Großbildleinwand läuft die Bundesliga und an einem langen Tisch haben die beiden Trainer, Co-Trainer und die Presse Platz genommen. Zeit für die rituelle Pressekonferenz. Ausnahmslos alle Anwesenden sind aber erstmal froh, sich aufwärmen zu können. Es war ja schließlich bitterkalt draußen. Auch die 85-Verantwortlichen und Fans sind einfach nur durchgefroren, für Manni gibts anstatt des obligatorischen Bierchens erstmal ein Käffchen.. Tief im Inneren aber glüht das schwarz-weiße Herz - und zwar vor Freude! Denn das, was die Elstern heute auf dem Curslacker Kunstrasen gezeigt haben, war im wahrsten Sinne des Wortes herzerwärmend!
Ruhe, Konzentration, Sicherheit, Entschlossenheit, Aggressivität, Ideenreichtum und kollektive Geschlossenheit - kurzum: Die Elstern lieferten heute mit die bis dato beste Saisonleistung ab. Und dazu noch im Lokalderby. Das macht die Sache natürlich doppelt rund! Sechs Spiele sind die Elstern nun ungeschlagen, konnten die letzten vier Partien sogar allesamt gewinnen. Und trotzdem hat man das Gefühl, dass die Jungs aufm Teppich bleiben. Apropos Teppich: Der Kunstrasen war in einwandfreiem Zustand. Freiwillige Helfer hatten wohl heute Morgen Hand angelegt. Eine wirklich tolle Sache !!!
Gut begonnen hatte die Partie eigentlich schon vor Anpfiff. 85-Fan "Benito Mateo" hatte kurzerhand sieben schwarz-weiße Schwenkfahnen organisiert und sie an die zahlreichen Elstern-Fans verteilt. Das gab zum Einlauf der Spieler natürlich ein prächtiges Bild ab: "Es ist für die Jungs sehr wichtig, dass Fans wie ihr dabei sind und sie anfeuern," freute sich Co-Trainer Ben Nitschke im Anschluss an die Partie. Und in der Tat sollte der durchweg gute schwarz-weiße Support den Elstern Flügel verleihen.
Gleich zu Beginn nimmt 85 die Partie in die Hand und versucht mit Geduld, die tiefstehenden Gastgeber zu knacken. Zumeist gehts über links, über Rinik Carolus, der das ein oder andere Mal fast durchsticht. Die erste Chance hat aber Sascha de Cuesta. Nach schönem Lupfer von Gökhan Iscan, steht de la Cuesta plötzlich frei vor Frederik Böse, aber kann den Ball nicht richtig kontrollieren.
Von Curslack bislang erstaunlich wenig zu sehen, waren sie doch vor der Partie leicht in der Favoritenrolle. Stattdessen gab Coach Torsten Henke die Parole "ruhig spielen" aus. Die Strategie war klar: Über schnelle Konter wollten die blau-weißen die Führung erzielen. Und fast hätte es genauso funktioniert. Wer anders als Tormaschine Christian Spill startet pfeilschnell durch, steht frei vor dem Kasten, aber setzt die Kugel knapp links vorbei. Puh, Durchatmen!
Dann ist es aber auch wieder vorbei mit der Curslacker Torgefahr. 85 übernimmt das Kommando und hat durch de la Cuesta (Vorarbeit Landau) und Kunath (frei von rechts, links am Tor vorbei) paar gute Möglichkeiten. Aber auch so ist es eine Freude, den Elstern zuzusehen. Das oft in Ansätzen zu sehende Kurzpassspiel klappt fast wie geschmiert und wird mit großer Sicherheit vorgetragen. "Unser Ziel ist es auch, schön zu spielen," so Co-Trainer Ben Nitschke. Es sieht phasenweise verdammt danach aus. Und wenn der Ball dann doch mal flöten geht, setzen die Elstern mit Leidenschaft nach.
Kurz vor der Pause, die 85-Fans haben die Hoffnung auf eine Pausenführung noch nicht aufgegeben, wird Iscan die Sache zu bunt: Von rechts zieht die Nummer 8 in die Mitte, schlägt nochmal einen Haken, legt sich den Ball vor, fasst sich ein Herz und zieht aus 22 Metern einfach mal druff. Und da ist er drin, Tooooooor für die Elstern. Das Leder passte genau unter die Querlatte. Was für ein Traumtor von Iscan. Wenn man einen Spieler aus dem starken Kollektiv hervorheben darf, dann ihn. Der 23-jährige machte heute definitiv sein bestes Saisonspiel, war Denker, Lenker und Ackerer im Mittelfeld.
Das Tor kam zum psychologisch günstigsten Zeitpunkt und so nahmen die Elstern den Schwung auch mit in Hälfte zwei. Die Ballstafetten laufen gut und sicher, jetzt gehts besonders über rechts, über die Seite von Yayar Kunath. Er zeigt sich stets anspielbereit und wenn er den Ball bekommt, ist der 21-jährige höchstens noch durch ein Foul zu stoppen. Ein genialer Zugewinn im Spiel der Elstern. Mit Kollege Carolus, der über links kommt, bringen die beiden das Spiel sehr gut voran und sorgen für viele Hereingaben, die dann leider (noch) nicht häufig genug verwertet werden.
Aber das macht nix, denn Curslack fällt in dieser Phase nur durch einen Lattentreffer auf. Das liegt sicherlich auch am heute stabilen 85-Abwehrverbund. Zum Beispiel gelingt es, Curslack-Stürmer Matte Reincke fast komplett aus dem Spiel zu nehmen. Ein Extralob gibts dabei für Ali Ildir. Er spielte als Ersatz für den rotgesperrten Goldgraebe auf links und machte seine Sache mehr als prächtig.
Die Partie wird ruppiger und 85 schafft es einfach nicht, den Sack zuzumachen und die zahlreicher werdenden Konter zu Ende zu spielen. Nach 75 Minuten kommt Fatih Gürel für de la Cuesta ins Spiel. Und der kleine Wirbelwind ist es auch, der paar Minuten später einen Konter fast perfekt abschließt. Sein Schuss aus 12 Metern landet aber nur an der Querlatte. Doch zum Glück ist Kollege Landau nicht weit. Ihm fällt die Kugel buchstäblich vor die Füße und er trifft zum 2:0. Wars das?
Mit Nichten. Jetzt zeigt sich Curslack endlich so entschlossen, wie es sich Trainer Henke wohl vor dem Spiel vorgestellt hatte und 85 ist sich vielleicht schon zu siegessicher? Gefährliche Ecken lassen 85 zittern und da ists plötzlich passiert - Anschlusstreffer! Oha, da wird einem doch gleich wieder kälter....und dazu noch drei verflixte Minuten Nachspielzeit.
Aber es bleibt kaum Zeit zum Zittern, denn Gürel und Landau stellen mit einer erneuten Co-Produktion den alten Vorsprung gleich wieder her. Diesmal in umgekehrter Reihenfolge. Hereingabe Landau von rechts, Tor Gürel, flach aus ca. 13 Metern. Oh, wie ist das schöööön !!!! Denkt sich auch Co-Trainer Ben, der gleich mal den Flieger macht!
Und die Elstern-Fans? Die dürfen wieder ihre Schwenkfahnen hervorholen, und behalten sie auch gleich in der Hand, denn kurz darauf ist Feierabend.
Danach gibts natürlich die LaOla-Welle, diesmal besonders ausgelassen. Sogar Manni klatscht mit ab. "Fiesta" war angesagt und das trotz Eiseskälte, denn wie gesagt: Tief im Inneren glühte heute das Elstern-Herz. Ein Hauch von Classico. Olé !!!!
Verletzungen - Yayar Kunath musste ca. 8 Minuten vor Schluss raus. Aber zum Glück sah es auf den ersten Blick schlimmer aus, als es ist. Yayar war dermaßen viel gelaufen, dass ihn Krämpfe plagten. Kapitän Martin Sobcyzk spielte zwar komplett durch, verletzte sich aber eventuell am rechten Ellenbogen. Bestätigung fehlt aber noch.
Wieder fit? - In der Nachspielzeit wollte 85 nochmal wechseln, bereit stand die Nummer 9, Eddy Örün. Aber mit einem Einsatz wurde es dann doch nix mehr, denn der Schiri kam ihm zuvor und pfiff die Partie ab. Trotzdem ein gutes Zeichen: Nach einem Bänderriss im Knöchel vor 6 Wochen scheint Eddy nämlich schneller wieder fit zu werden als ursprünglich gedacht. "Wir müssen da aber ganz vorsichtig sein," mahnt Ben Nitschke zu Geduld. Dennoch: Der Co-Trianer möchte seinen Stürmer natürlich so bald wie möglich wieder auf dem Feld sehen, als auf der Bank. Und das nicht nur wegen seiner Tore: "Eddy ist auf der Bank schlimmer als ich," gibt Ben schmunzelnd zu. Gehört haben wirs heute zumindest nicht. Gab ja auch nicht viel zu meckern....
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